30. Juli 2007

Deutsche Kolonie zurückerobern: Ein Wochenende im Mekka des Bieres - Qingdao

Ja, endlich ist es da: ein Wochenende, das nur zum Relaxen bestimmt ist. Rauf in den Norden, wo das Klima etwas angenehmer ist, an den Strand – und zum Ursprung des chinesischen Bieres!

Aber der Reihe nach: Wie so viele Trips wird auch dieser von Katja und mir organisiert. Und dieses Mal richtig. Schon die ganze Woche über laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren ... und wir haben einen riesen Spaß dabei. Und das ist dabei rausgekommen: Zufällig haben wir beide unsere tolle weiße Hose vom Stoffmarkt an. Und zufällig ein schwarzes Oberteil. Zufälle gibts ... Kurz vor dem Gate verschwinden wir dann noch kurz auf die Toilette – und die Leute im Flugzeug staunen nicht schlecht, als wir als letzte durch den Gang laufen: weiße Hose, rosa Shirt mit unserem „Firmenlogo“, knallpinke Schirmmütze und eine „Reiseführerblume“. Die Tour kann losgehn. Zur Begrüßung bekommt jedes unserer Tourmitglieder (wir sind immerhin zu neunt!) die Basisausstattung: gleiches Shirt, ein Reiseprogramm (natürlich nach chinesischem Vorbild mit Bettruhe um 23 Uhr und Programmstart um 5 Uhr morgens), und Taschentücher. (Für alle, die noch nicht in China waren: Chinesen reisen grundsätzlich in Reisegruppen, die Reiseführer haben komische Kappen auf, ein Fähnchen oder eine Blume, ein Mikro – wir haben eine Trillerpfeife –, die Reisegruppe hat irgendein extrem schreckliches Erkennungszeichen wie Kappe, Shirt, Schal... und das Programm ist krass. Urlaub ist das nicht mehr. Und so soll das bei uns jetzt auch laufen ... ;-) )

Kaum sind wir in der Luft, landen wir auch schon wieder. Ja, auch am Flughafen schauen uns die Chinesen ziemlich doof an (würd ich auch machen). Aber egal. Es geht zum Hostel, einer umgebauten Kirche. Und welch Glück, gleich gegenüber ist eine Beer Bar. Dort werden wir dann auch einen Großteil des Wochenendes verbringen. Es gibt Bier für 2 kuai – das sind 20 Cent!! Achja, es gibt Bier in Plastiktüten. Wird gewogen wie Gemüse ... und dann eben nach Hause getragen! Und es gibt diese ganzen leckeren Spieße mit Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten (ok, auch Frosch und solche Scherze), die dann gegrillt werden. Sehr sehr lecker und unser Hauptnahrungsmittel übers Wochenende!

Aber erst ziehen wir noch kurz durch die nächtlichen Straßen. Und das ist hier noch alles andere als deutsch. Sogar extrem chinesisch. Tonnen von Müll liegen auf den Straßen, es ist ziemlich dreckig ... und so ein Chinese erledigt sein Geschäft mitten auf der Straße. Ja, großes Geschäft, auf dem Gehsteig an der Kreuzung. Unglaublich, selbst für uns „Halbchinesen“. Ok, zurück zu „Otto“, unserem Freund aus der Beer Bar.

Nach ein paar Stunden Schlaf gehts los. Nein, wir ziehen unser Programm natürlich nicht so durch, wie wir das niedergeschrieben haben ... aber erstes Ziel ist gleich mal die Quelle des Bieres: die Brauerei des berühmten Tsingtao Biers. Und wer hats erfunden? Genau, die Deutschen. Deutschland hatte seit Ende des 19. Jahrhunderts Qingdao und Umgebung als Kolonie inne. Und was macht ein Deutscher? Genau, er baut erst mal eine Brauerei. Die gibts noch immer, sie ist inzwischen die größte in China, macht das beste Bier Chinas und ist deshalb natürlich Pflichtsehenswürdigkeit. Wir lassen uns eine Führung durch das Biermusum geben, wo die ganzen schönen deutschen Stücke ausgestellt und die deutsche Vergangenheit der Stadt (bzw. der Brauerei) dokumentiert sind. Und rein gehts in die Brauerei ... mit anständiger Bierprobe. (Für die HSSler: ja, mal wieder eine Brauereiführung. Nein, kein extra Sudtopf für mich dieses Mal. Aber diese Brauerei ist etwas größer, also ausreichend vorhanden ;-) ) Man glaubt es kaum, aber ganz selbstverständlich geben die den chinesischen Kindern, die dabei sind, ein Gläschen Bier. Am Ende der Führung gibts mehr Bier ... und prompt schlafen die Chinesen auf den Tischen ein. ;-)

So, Zeit für Mittagessen mit genial gutem Essen aus dem Meer, gutem Bier usw... und dann ziehen wir an den Strand, ausgestattet mit dem obligatorischen Bier aus der Plastiktüte. Ja, sieht komisch aus, aber voll normal dort.

Am Strand laufen natürlich tausende Chinesen rum, aber zum Glück sind wir nicht an dem Strand, den wir vom Bus aus gesehen haben – da konnte man nämich hinter ganzen schwarzen Köpfen weder Strand noch Wasser entdecken... Sandstrand, ziemlich sauberes Wasser, Beachvolleyball mit den Chinesen – und alles sehr relaxt. Sehr ungewohnt – solche Wochenenden hatten wir bis jetzt noch nicht. So ganz ohne Sightseeing-Stress.
Zeit wirds für ein gemütliches Abendessen. Also duschen und los. Wir laufen durch die Stadt, vorbei an einer katholischen Kirche und runter zum Strand. Leider finden wir nicht wirklich ein Restaurant dort, obwohl das so geschrieben steht ... also rein in den nächsten Bus und einfach mal durch die Stadt. Am Ende gibts dann wieder sehr sehr leckere Meeresfrüchte – und chinesisches Essen halt. Und die Suche geht weiter. Es scheint keine Bars zu geben in dieser Stadt (oder Dorf, hat nur paar Millionen Einwohner) ... also mit dem Taxi zu ner Bar aus dem Reiseführer. Echt ok ... achja, hab mit Patrick die Jungs mal wieder im Kickern abgezockt :-) Nächster Laden. Wir laufen quer durch die Stadt, vorbei an „Massagesalons“. Dann eine Straße mit vielen kleinen Tischen und Bänken ... aber draußen. Ne, weiter. Uns werden einige Karaokebars empfohlen, aber nicht heute... und dann ist es da – Babyface! Das kennen wir doch aus Shanghai. Also rein, gute Drinks bestellen, tanzen, relaxen, Spaß haben ... viel Spaß... aber richtig viel los ist da nicht, also wieder raus. Und blöderweise kommen wir wieder an der Straße mit den Tischen vorbei. Ok, ein Bier noch. Aber was bekommen wir? Jeder von uns einen Becher mit 1,5 Litern Bier!!! 9 Liter Bier für 5 €. Nicht übel. Inzwischen dämmert es auch schon wieder, Zeit zum heimgehn... der nächste Tag wird ja wieder anstrengend.

Frühstücken, dann Otto einen Besuch abstatten, und ab an den Strand. Wir fahren etwas nach außerhalb, ah, und hier sieht man auch den Deutschen Einfluss. Richtig deutsche Häuser und Siedlungen! Berge im Hintergrund, und natürlich der Strand. Relaxen ... beachen, schlafen – und Skat lernen. Ja, richtig gelesen. Ich weiß, ich als Bayerin müsste erst mal Schafkopfen lernen. Aber das kann doch hier keiner!!

... und schon ist das Wochenende wieder vorbei. Es wird Zeit, an den Flughafen zu fahren – nach einem kleinen Snack (frische Muscheln, gegrillte Meeresfrüchte, gebratene Nudeln mit Muscheln ...) bei Otto. Zurück in den Stress nach Shanghai. Die Jungs gönnen sich noch einen Tag mehr Entspannung, aber für uns Mädels gehts zurück. Der Flug hat natürlich Verspätung, aber so können wir gleich ein bisschen Skat üben – bei Zweifeln an den Regeln werden einfach kurz die Jungs angerufen ;-)

Achja, zu Ende ist das Wochenende noch nicht. Die Jungs sind ja noch unterwegs – und halten es natürlich ohne uns nicht lange aus. Also kommt irgendwann um halb 5 morgens der Anruf ... live aus Qingdao, bei einem frischen Glas Bier ... leider gehts 2 Stunden später wieder in die Arbeit, und vorbei sind die paar genialen Tage mit Relaxen und Nixtun ...

Keine Kommentare: