31. März 2007

Das wirkliche Shanghai

Zuerst schau ich mal kurz im Deutschen Konsulat vorbei – möchte nämlich mein Visum ändern lassen, so dass ich mehrfach nach China einreisen kann (also auch mal kurz nach Hongkong fliegen und trotzdem wieder nach Shanghai zurück kann). Natürlich bin ich dort nicht die einzige, also warten in dem heißen kleinen Büro. Aber dafür treff ich eine nette junge Deutsche, die mir einige nützliche Tipps zum Leben in Shanghai und China gibt – und schließlich sagt, dass ich für solche Angelegenheiten zu einer anderen Behörde muss. Das bestätigt mir der Beamte dann auch nochmal. Na gut, umsonst gewartet.

Gleich in der Nähe befindet sich der Jing’an Tempel, der aber irgendwie nur halb fertig ist. Von außen sieht er ja wie ein normaler Tempel aus, aber innen: Das Hauptgebäude sieht aus wie ein Betonbunker, der mit Buddha-Statuen usw. ausgeschmückt ist. Natürlich bin ich mal wieder die einzige Westliche dort, eigentlich sind alle nur zum Beten hier. Draußen im Hof sitzen mehrere alte Leute und essen, viele zünden Räucherstäbchen an ... nicht unbedingt mein Lieblingsduft!

Im kleinen aber netten Park gegenüber gönn ich mir eine kleine Pause und lass mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Danach geht’s weiter in den ursprünglichsten Teil Shanghais, nach Old Town. Zum ersten Mal fahr ich mit dem Bus, was wegen der Beschreibung im Reiseführer auch ziemlich gut klappt. Ansonsten ist es generell schwierig, wenn man nicht weiß welche Nummer wohin fährt und wann hält, da alles in Chinesisch angeschrieben ist...

Zuerst wage ich mich in den touristischen Teil vor, dementsprechend viele kleine Souvenir- und andere Läden gibt es dort, die natürlich alle etwas verkaufen wollen. Die Häuserfronten sind traditionell chinesisch, überall hängen die typischen Lampignons. Extrem viel los ist auf dem Yuyuan Bazaar, wo sich hunderte Läden und Restaurants aneinanderreihen und man von den Menschenmassen durch die engen Gassen geschoben wird. Umrahmt vom Bazaar liegt der schöne Yuyuan Garten (mit nicht gerader einer Reisegruppe, die ihn anschauen will...), der sehr ruhig und schön angelegt ist.

Nur eine Straße weiter befindet man sich im wirklich alten Shanghai. Es gibt keine modernen Gebäude, sondern alte kleine Häuser, die immer wieder repariert wurden; überall hängt die gewaschene Kleidung über meinem Kopf in den engen Gassen. Durch die Tür oder ein Fenster sieht man ab und zu ins Innere dieser Häuser mit der spärlichen Einrichtung, oft riecht es nicht gerade angenehm. Auf der Straße wird Gemüse geputzt und verkauft, und zwar alle erdenklichen Sorten! Das nächste Haus verkauft Fisch, Fleisch, Mahlzeiten ... Dann ziehe ich durch einen Antiquitätenmarkt, wo es wirklich so viele Stände und Sachen gibt, dass ich mich frage, wer das denn jemals alles kaufen soll. In einer anderen Straße reiht sich ein Essensstand an den anderen – komischerweise sind die Chinesen immer am Essen.

Mitten im Viertel steht ein kleiner, schöner konfuzianischer Tempel; es sind keine Leute drin, doch es findet ein Fotoshooting statt ... Kinder lernen im Hof irgendwelche Texte auswändig.

Etwas außerhalb des Zentrums befindet sich Qibao, wo ich am nächsten Tag mit Tobi, Aurora und Emma (Bekannte von Zlatina) hinfahre. Bevor wir unser eigentliches Ziel erreichen, kommen wir (wie überall hier) an einigen großen Einkaufszentren vorbei. Dann sind wir da – in einem Dorf. Natürlich sind die Hauptstraßen oder besser –gassen extrem touristisch. Man kann sich kaum bewegen, ein kleiner Shop reiht sich an den anderen. Es gibt Unmengen an Essen, Souvenirs und Kleinkram. Da die anderen schon länger in Shanghai sind, erklären sie mir einige der Gerichte, die man kaufen kann – und ich probiere mich durch. Es ist ja alles so billig an diesen Ständen! Aber es gibt schon Sachen, die ich nicht unbedingt essen würde: z.B. irgendwelche Hähnchen, die in zylinderförmig in festgewordenen Schlamm verpackt sind. Oder Eier, die schon kleine Küken im Inneren haben und so gekocht werden ... bäh!

Ein bisschen außerhalb der Touri-Gassen sieht man abgerissene Häuser, dazwischen leben plötzlich wieder ein paar Leute. Manche spielen traditionelle chinesische Brettspiele, andere versuchen, ihre Bastkörbe zu verkaufen.

Nach dem kleinen Rundgang gönnen wir uns eine Pause in einem der Teehäuser. Mein Tee ist zwar nicht übel, aber da die Blätter im Glas sind und einfach nicht an den Boden sinken wollen, ist es etwas schwierig ihn zu trinken ... also diesen Tee nicht mehr bestellen ;-)

29. März 2007

Und weiter geht's mit Sightseeing

Aber erst muss ich noch einige Stunden Schlaf nachholen – der Jetlag hat sich bemerkbar gemacht! Doch dann raffe ich mich doch auf und mach mich auf den Weg zum größten öffentlichen Platz in Shanghai, dem Renmin Square. Bis ich an die Oberfläche kann, muss ich durch eine riesige U-Bahn- oder besser Einkaufsstation mit unzähligen Geschäften.

Kaum bin ich in dem ziemlich nett angelegten Park, quatschen mich schon (wieder einmal) ein paar chinesische Studenten an. Ja, ich weiß, eigentlich sollte man sich darauf nicht einlassen, aber da mir grad bisschen nach reden ist, warum nicht. Am Ende nehmen sie mich mit auf eine Teeprobe im Einkaufszentrum nebenan. Das ist ja wirklich richtig interessant, welche Zeremonie die vollziehen, nur um ihren Tee zu trinken! Eine Mitarbeiterin führt uns vor, wie das alles geht und erzählt alles möglich zur Geschichte dazu (natürlich auf chinesisch, aber die anderen übersetzen mir das meiste freundlicherweise). Sie hat Unmengen an verschiedenen Teesorten, die wir am besten alle probieren sollten. Aber da das gar nicht so günstig ist, lassen wir uns auf vier Sorten ein. Zu jedem Tee gibt es eine Geschicht, Wirkungsmöglichkeit und unterschiedliche Servierweisen mit unterschiedlichem Teegeschirr! Sehr interessant. Und natürlich soll man am Ende dann auch kräftig einkaufen, was ich aber lasse, nachdem ich die Preise sehe – also Tee war mir immer billiger in Erinnerung! Zumindest gibts dann für jeden von uns noch einen chinesischen Glücksbringer als Geschenk.

So, dann mach ich mich auch endlich auf den Weg, den ich eigentlich gehen wollte, nämlich eine Walking Tour meines Reiseführers, der um den ganzen Platz herumführt – vorbei an einer Ausstellungshalle, am Museum, Theater usw. Anschaun werd ich mir das alles mal bei schlechtem Wetter. Ich lass es mir dann auch nicht nehmen, im Tomorrow Square in den 38. Stock (die Lobby des Marriot Hotels) zu fahren und mir die Stadt von oben anzuschaun. Ziemlich beeindrucken groß!

Im Anschluss gehts zurück in die Nanjing Road und dann in den größten Buchladen mit fremdsprachigen Büchern – der ist gar nicht mal so schlecht, und v.a. sind einige Bücher verdammt günstig hier!

Zum Abendessen bin ich mit einer zukünftigen Kollegin der Deutschen Bank verabredet – die erste, die ich persönlich kennenlerne. Wir gehen richtig gut Chinesisch essen – fragt mich nicht, was wir alles gegessen haben, es war auf jeden Fall viel zu viel, aber richtig lecker! Und die Kollegin scheint auch ganz in Ordnung zu sein ... Genaueres wird sich ab Montag herausstellen!

28. März 2007

Die Gegend am anderen Ufer...

Dieses Mal soll’s also auf die andere Seite des Flusses gehen – und das ist schwieriger als gedacht. Eigentlich wollte ich eine der Fähren nehmen, aber da ich nach ziemlich langer Suche und Mich-Durchfragen die Anlegestelle nicht finde, fahr ich doch mit der U-Bahn. Ist ja eigentlich nicht weit, denn ich will mir die Gegend am anderen Ufer anschaun, die Gebäude aus der Blütezeit Shanghais vor ein paar Jährchen. Aber zuerst lande ich am U-Bahn-Ausgang mitten in einer riesigen Einkaufsmeile mit unzähligen Menschen – hier ist einiges mehr los als auf der anderen Seite! Ich kämpfe mich vor bis zum Ufer und von dort bietet sich ein fantastischer Blick auf die Skyline von Pudong mit ihren unzähligen glitzernden Hochhäusern. Die Gebäude an dieser Uferseite sind schon etwas älter, was man ihnen auch auf den ersten Blick ansieht. Verschmutzt von den Fahrzeugabgasen und teilweise schon eher verfallen. Aber man bekommt einen Eindruck davon, wie es hier früher ausgesehen hat!

Es hat schon fast eine unerträgliche Hitze bzw. Schwüle – aber komischerweise lässt das die Chinesen völlig kalt – sie laufen trotzdem in Jacke rum. Die haben wohl andere Gefühle als wir Europäer!

Hinter der Häuserfront landet man plötzlich in sehr ursprünglichen Straßen, neben den vielen Autos fahren jetzt unzählige Fahrräder durch die Straßen bzw. warten ungeduldig an den Ampeln ... es sieht aus wie eine Invasion! Die Leute leben wirklich auf der Straße, haben vor ihren kleinen Geschäften die Waren auf den Gehsteig hinaus aufgebaut. Nur knapp über dem Kopf hängt die frisch gewaschene Wäsche, an jedem Haus kommt einem ein anderer Geruch entgegen. Überall wird Essen an den Straßenständen verkauft – noch bin ich etwas skeptisch, ob man sowas als unerfahrene und noch nicht abgehärtete Europäerin verträgt!

Bevor ich ins Hotel zurückgehe, setz ich mich noch kurz in den Park im Finanzzentrum Pudongs – und schnell wie der Wind ist ein Polizist da und beanstandet meine Füße auf der Bank ... ok, sowas macht man hier anscheinend nicht...

Am Abend treff ich mich dann mit Zlatina (wir haben zusammen in Deggendorf studiert), die schon seit Januar in Shanghai arbeitet. Zusammen mit ihrer chinesischen Mitbewohnerin fahren wir zu einer ihrer Arbeitskolleginnen auf eine kleine Party – und ohne die Chinesin hätten wir die Adresse nie im Leben gefunden! Hat Vorteile, wenn man auf chinesisch nach dem Weg fragen kann ;-)

27. März 2007

Ersten Tag auf der Straße überlebt!

Nachdem ich erst mal eine halbe Ewigkeit geschlafen hab, mach ich mich auf kleine Erkundungstour durch Pudong (das Viertel, in dem ich arbeiten und vorerst auch wohnen werde). Das Wetter ist genial, eigentlich schon unerwartet warm und schwül für Ende März! Anders als am Vorabend sind auch ein paar mehr Menschen auf der Straße, aber irgendwie bin ich trotzdem fast die einzige westliche Person hier. Zwischen den unzähligen verglasten Bürotürmen sieht man immer wieder relativ alte Häuser, außerem wird an jedem freien Fleck ein neuer Wolkenkratzer in die Höhe gezogen. Nach einem kurzen Fußmarsch find ich dann auch den Tower, in der die Deutsche Bank untergebracht ist und wo ich also in den nächsten Monaten die meiste Zeit verbringen werde ... nicht weit davon befindet sich ein kleiner Park, auch die vielleicht beiden bekanntesten Türme Shanghais, der Pearl Tower und der Jinmao Tower sind gleich um die Ecke ... aber die besteig ich ein anderes Mal.

Stattdessen bummle ich kurz durch die Super Brand Mall mit vielen europäischen Markenboutiquen... und die sind gar nicht mal so teuer – die Preise liegen über denen zuhause!

Und nur ein paar Meter ist dann das „Ende“ Pudongs erreicht: der Fluss Huangpu, der das neue Viertel Pudong von der eigentlichen Stadt trennt. Es ist richtig angenehm, dort entlangzugehen und auf der einen Seite die Skyline Pudongs und auf der anderen Seite das Gegenstück dazu zu sehen!

Also, den ersten kompletten Tag überlebt ... und das ist gar nicht mal so leicht, wenn man nicht an die chinesischen Verkehrsregeln gewohnt ist (falls es sowas gibt). Grundsätzlich hat der stärkere immer Vorfahrt, d.h. als Fußgänger hat man eben Pech gehabt. Rote Ampeln gelten anscheinend nicht oder nicht immer für Busse, Rechtsabbieger, Roller- und Radfahrer, kurz gesagt, man muss eigentlich bei jedem Schritt schauen, ob man den nächsten noch überlebt ;-) Zum Glück wird man IMMER frühzeitig und nicht nur einmal angehupt. Außerdem ist es etwas gewöhnungsbedürftig, von jedem einzelnen Asiaten (und das sind viele!) ständig und überall wie ein Außerirdischer angeschaut zu werden...

26. März 2007

Mit Verspätung endlich da!

Sonntag, 10.23 Uhr: Es kann losgehn. Mit dem IC und ICE lass ich mich per Rail&Fly zum Flughafen Frankfurt kutschieren (dieser ICE ist ganz schön flott unterwegs!). Kurz vor dem Ausstieg frage ich eine Bahnmitarbeiterin, wie weit ich denn jetzt mein Gepäck schleppen müsste – sie meinte nur, das möchte ich besser nicht wissen ... naja, also mal los. Viel zu früh bin ich an diesem riesigen Flughafen und am Eincheck-Schalter. Aber man glaubt es kaum, es ist der einzige, bei dem eine ziemlich lange Schlange steht. Chinesen eben. Zum Glück passt das Gewicht (ein halbes Kilo zuviel, aber wofür gibts nette Air-China-Mitarbeiter ;-) ), aber blöderweise werden wir mit (voraussichtlich) 2 Stunden Verspätung starten. Also, in Shanghai anrufen und dem Fahrer Bescheid sagen. Jetzt heißt es, Zeit vertrödeln ... ich such mir also einen netten Platz vor der Hauptstartbahn und schau dem Treiben auf dem Flughafen zu ... fast wie im Ameisenhaufen! Und dann kommt auch noch der A380 vorbeigerollt – und startet dann natürlich auch. Der is schon ein Stückchen größer, als die anderen Flugzeuge! Dann gibts endlich als kleine Entschädigung Abendessen auf Kosten der Airline, das gar nicht mal übel ist!

3 Stunden Verspätung, es geht endlich los. Mein Platz ist gar nicht so übel, mit viel Beinfreiheit ... der 11-Stunden-Flug verläuft ruhig, auch wenn ich nicht wirklich viel schlafen kann. Dann landen wir, 15.15 Uhr Ortszeit, mitten auf irgendeiner Bahn. Also mit dem Bus zum Terminal, durch die ganzen Kontrollen und Schleusen und unzählige Formulare abgeben – und dann ist das Gepäck zum Glück auch angekommen. Also raus und den Fahrer suchen – der blöderweise nicht mehr da ist; muss ich wohl erst Geld wechseln und ein Taxi nehmen. Und ich sag euch, Autofahren in China ist anders... Der Taxifahrer kann mit meiner Hoteladresse erst mal nichts anfangen. Also telefoniert er kurz rum während wir über ein paar Kreuzungen fahren, einige Polizeiautos fahren einfach mal so kreuz und quer über die Straße. Dann folgt eine mehr oder weniger normale Autobahnfahrt. Regeln gibts anscheinend wenige, man fährt grundsätzlich dort, wo man bei den 4 Spuren am schnellsten durchkommt. Hupen ist anscheinend die Lieblingsbeschäftigung aller chinesischen Autofahrer – egal ob als Warnzeichen, Überholzeichen, Ausdruck von Genervtheit, Ungeduld usw...

Glücklicherweise ist der Verkehr nicht schlimm, wir kommen ohne Probleme in die Stadt und zum Hotel. Aber das Wetter ist ziemlich bescheiden. Es regnet und stürmt, angenehmes Wetter ist was anderes. Ich werd also bis vor die Haustür gefahren, relativ günstig sogar... und da es ein eher nobleres Hotel ist, werd ich ab sofort von vorn bis hinten bedient. Blöderweise finden dann die netten Mädels an der Rezeption meine Reservierung nicht, also folgt ein kleiner Telefonmarathon mit der Deutschen Bank. Am Ende ist sie natürlich da und ich kann endlich in mein Zimmer – und ich sag euch, es ist ein Traum! Also: wenn man reinkommt, rechts das kleine, aber feine Bad, links eine kleine Küche (naja, ohne Ausstattung). Dann das Wohnzimmer mit Couch, Fernseher und Schreibtisch (ja, mit gratis Internetanschluss!), dahinter das Schlafzimmer mit zweiseitiger Fensterfront und einem wirklich riesigen Bett! Kann man nicht jammern! Außerdem gratis Frühstück, Fitnessstudio und Drinks in der Bar (ok, nur von 17 bis 19 Uhr...). Dazu kommt, dass es echt gut gelegen ist, mitten im Finanzviertel in Pudong, 32. Stock mit Blick auf den Fluß und einen Teil der Skyline! Und nach der ersten Aufzugfahrt kommt’s mir erst: ich bin im Executive Floor, wo die teuersten Zimmer sind – deswegen auch die ganzen Extras! Kann man schon aushalten als Praktikant unter den ganzen Vorständen und Geschäftsleuten ... leider nur für einen Monat ;-)

Der Concierge besorgt mir dann auch gleich eine chinesische Handykarte, bin also bestens versorgt!

Im selben Gebäude gibt’s ein Deutsches Restaurant, gegenüber eine italienische Snackbar. Kann nix mehr schiefgehn, falls ich das chinesische Essen mal nicht mehr sehen kann. Nachdem ich mir kurz was zu essen geholt hab, muss ich natürlich gleich mal das Fernsehprogramm checken. Es gibt natürlich englischsprachige Sender, also auch das ok. Und dann wird erst mal geschlafen ... viel viel geschlafen ...