25. September 2007

Wieder zuhause

... nach insgesamt 16 Flügen, einigen Zug- und Busfahrten und unzähligen Kilometern mit Metro, Taxi und zu Fuß.

Ich bin am Freitag relativ pünktlich angekommen, nachdem wir wegen geschlossenem Flughafen in München eine halbe Stunde über München kreisen durfen und schon fast nach Nürnberg weiter geflogen wären. Mein Gepäck darf noch immer durch die Weltgeschichte reisen und soll voraussichtlich morgen ankommen. Gar nicht so einfach, ohne Gepäck zu leben!

Um die häufigsten Fragen hier kurz zu beantworten:

- Ja, es war sehr schön in China, das Essen war klasse (wie ihr den Berichten entnehmen könnt).
- Ja, es ist auch zuhause wieder schön, v.a. wenn das Wetter so traumhaft ist wie im Moment und es gleich wieder Schweinsbraten mit Knödel und Kartoffelsalat gibt ;-)
- Nein, keine Sorge, mir wird nicht langweilig sein, denn es geht gleich weiter mit meiner Bachelor Thesis, wofür ich jetzt erst mal ca. 3 Wochen in Stuttgart sein werde, und der Vorbereitung auf eine studiumsunabhängige Prüfung im Dezember.
- Nein, ich weiß noch nicht, wo ich als nächstes hinfliege :-)

Ich freu mich, euch alle bald zu sehen!

21. September 2007

Im Land der Superlative: Dubai

Und der erste Eindruck ist gar nicht mal so superlativ positiv: Vom der Landung bis zum Zeitpunkt, in dem ich aus dem Flughafen raus bin, vergehen mal locker 2 Stunden. Es ist die Hölle los, es sind grad einige Flugzeuge gelandet, und viele der Passagiere haben wohl ein paar Probleme am Zoll. Na super. Dann werde ich mit meinem Gepäck ein paar mal in entgegengesetzte Richtungen geschickt, weil anscheinend keiner so genau weiß, wo ich mein Gepäck lagern kann. Achja, und es ist draußen heiß wie in der Hölle. Und das um 6 Uhr morgens. Das kann ja heiter werden! Langsam geht die Sonne auf, und ich warte auf den Bus. Eigentlich wollte ich den Sonnenaufgang am Strand beim 7-Sterne-Hotel Burj al Arab sehen. Wird wohl nix mehr. Also fahre ich erst mal in die Stadt. Aber irgendwie sagt mir dieser Stadtteil gar nicht so zu. Und wer vermietet schon um 7 Uhr morgens ein günstiges Zimmer. Also wieder in den Bus, inzwischen ist schon etwas mehr los: eine 50-Mann-Schlange wartet auf den Bus. Mit Erstaunen lerne ich, dass das die Männerschlange ist – für Frauen gibt es extra eine, und die ist um einiges kürzer! Frauen dürfen auch zuerst in den Bus steigen, und haben extra zugewiesene Plätze, nämlich die ersten drei Sitzreihen. Luxus sowas! Auf zur einzigen Jugendherberge, die ziemlich ab vom Schuss liegt. Verkehr ist die Hölle, und nach eineinhalb Stunden komme ich dann endlich an und kann einchecken. Oh mann. Erst mal umziehen und frisch machen. Und dann wieder zurück in den Bus. Ja, es dauert wieder genauso lang zurück in die Stadt!

Im Bus treffe ich eine Deutsche, und da sie auch grad angekommen ist, werden wir gemeinsam die Stadt ablaufen (bzw. uns durch die Hitze quälen!). Mit einem kleinen Holzboot lassen wir uns über den Fluss fahren – irgendwie ist Dubai gar nicht so glamourös und schick, wie ich mir das ausgemalt hab. Eigentlich sieht alles so ganz bodenständig und etwas älter aus... zugegeben, ich bin etwas enttäuscht! Aber vielleicht wird das ja noch. Wir laufen durch einige wirklich schön renovierte kleine Viertel am Flussufer, leider stehen aber die Häuser leer und alles ist ziemlich unbelebt. Mag auch zusätzlich daran liegen, dass zur Zeit Ramadan ist, d.h. es wird gefastet – kein Essen und Trinken zwischen Sonnenauf- und –untergang. Also alle Restaurants und Cafés und viele Läden geschlossen. Schon komisch. Aber die Märkte haben anscheinend doch offen – überdacht und damit einigermaßen kühl. Nach ein paar Stunden sind wir völlig k.o., aber eigentlich kommt der beste Teil des Tages erst noch!

Pünktlich um 4 Uhr geht es los, wir werden in einem der großen Einkaufszentren von einem Jeep abgeholt – ab in die Wüste!! Zuerst noch vorbei an dem Dubai, wie ich mir das vorgestellt hab: Hotels der Superlative, noch mehr Baustellen als im alten Dubai, Wolkenkratzer schiessen in die Höhe, überall Kräne und ein hohes Haus neben dem anderen. Und da steht es, das neue höchste Hochhaus der Welt: Der Burj Tower! Letzte Woche hat er die bisherigen etwa 500 Meter Rekord übertroffen – und Schluss soll erst bei etwa 800 Metern sein! Verrücktes Dubai... In Sichtweite steht der Palast des Scheichs von Dubai – natürlich sieht man ihn nur aus der Ferne bzw. wir fahren ans Eingangstor, dort ist dann aber auch Schluss. Entfernt gegenüber der Palast seines Bruders; ich muss sagen, es sieht alles nicht unbedingt unschön aus!!

Aber jetzt endlich in die Wüste. Vor der Safari wird erst mal das Auto vorbereitet: Luft aus den Reifen und sammeln. Mit 10 oder 15 Wägen gehts dann los, erst über einige kleine Dünen, aber dann wird unser Fahrer endlich etwas mutiger und jagt uns über die größeren – einfach genial! Man fährt eine Düne rauf und weiß nicht was dahinter kommt. Manchmal Ebene, oft aber einfach nur steil bergab. Wenn unser kleiner Schumi, wie er sich nennt, um die Kurve driftet, sieht man uns nur nohc als Staubwolke! Prompt bleibt dann auch einer der anderen Jeeps stecken, irgendwelchen anderen Leuten wird schlecht – und ich finds einfach nur cool! Ja, unser Fahrer ist wirklich gut. Die anderen Fahren schön in Reih und Glied, unserer nimmt immer die gewagteren Strecken, macht einen Ausritt nach dem anderen. Und im Hintergrund geht die Wüstensonne unter. Coole Stimmung.

Schon sind wir am Camp angekommen – und uns erwarten Kamele zu einem Ritt, Sandboarding, Henna-Tattoos und leckeres BBQ. Schon cool so mitten in der Wüste! Leider fällt Bauchtanz und Sheesha wegen Ramadan aus, aber es ist auch so ziemlich genial! Quer durch die Nacht und die Wüste geht es dann wieder zurück nach Dubai und ein erster langer Tag neigt sich dem Ende...

Schlafen wurde auch endlich mal Zeit, nach 2 Nächten im Flugzeug. Also wird erst mal ausgeschlafen, es ist sowieso zu jeder Tages- und Nachtzeit zu heiß um sich auch nur minimal draußen zu bewegen! Aber irgendwann muss es dann sein – unter die Dusche und ab an den Strand. Und zwar zum Burj al Arab. Die Fahrt dahin mit dem Bus dauert dann auch mal fast 2 Stunden – einmal quer durch die Stadt. Den ersten Teil bin ich ja schon paar Mal gefahren, doch dann wird Dubai endlich mal das, was ich erwartet hab: Die Straße läuft parallel zur Küste, gesäumt von richtig schicken Villen. Hier ist also das Geld zuhause. Das lässt sich auch an den Autos feststellen, die davor stehen. Auf der anderen Seite sieht man im Hintergrund – durch die heiße Luft leider nicht ganz klar – die Riesenbaustelle Dubai erkennen: unzählige Bürotürme mit noch mehr Kränen. Und natürlich auch der gigantische Burj Tower ... obwohl der eigentlich optisch gar nicht mal so schön ist. Aber hoch ist er auf jeden Fall! Nach einiger Zeit sehen wir ihn dann, gleich hinter dem Jumeirah Hotel: das berühmte Burj al Arab. Leider können wir es nur von außen bewundern – eigentlich schade. Ein 7-Sterne-Hotel von innen hätte ich dann doch gern gesehen!

Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich ein öffentlicher Strand, an dem dann die nächsten Stunden relaxt wird. Es gibt tatsächlich leute, die sich bei etwa 45 Grad (bzw. im gefühlten Backofen) in die pralle Sonne legen oder am Strand joggen. Wenn sie meinen... selbst im Schatten ist es heiß genug. Und wer meint, das Wasser sei eine Abkühlung – falsch gedacht. Auch wenn es sehr türkisblau einladend ist: es hat wirklich Badewannentemperatur! Zum Glück weht der Wind...

Am Spätnachmittag gehts zurück in die Stadt – und schon versinkt die Sonne als Feuerball im Meer. An der Bushaltestelle sind zu dieser Zeit lange Tischdecken am Boden ausgelegt, Essen wird gedeckt, und viele sitzen bereits davor und warten, bis die Sonne endgültig weg ist. Das Abendmahl kann beginnen! Und plötzlich beginnt die Stadt zu leben. Die Straßen füllen sich, die Läden öffnen, es ist richtig was los! Ich laufe durch die verschiedenen Märkte der Stadt – der eine mit Gewürzen, der nächste mit Goldläden soweit man sieht, dann Klamotten, Elektronikartikel usw. Eigentlich schade, dass ich in den letzten Monaten so viele Märkte gesehen habe – das alles beeindruckt mich gar nicht mehr so stark.

Dann wird es auch endlich mal Zeit für ein Abendessen – in einem der vielen Cafés hole ich mir einen arabischen Kebab (genannt Schawarna) und frisch gepressten Saft. Herrlich!

Der letzte Tag bricht an – es ist Freitag (Feiertag in den arabischen Ländern), und deswegen dementsprechend wenig los auf der Straße, nur richtig heiß ist es natürlich schon. Die Läden haben noch alle geschlossen, aber so gegen 10 Uhr machen einige auf. Ich bummle nochmals durch die verschiedenen Souks – der Gewürzsouk ist eindeutig der beste. Schon von weitem riecht man die vielen verschiedenen Gewürze, die in Leinensäcken vor den kleinen Läden stehen. In einem der Shops rieche ich mich durch das Sortiment ... und kaufe dann auch ein paar Gewürze ein. Der Goldsouk ist ziemlich leer, aber wenn man kein Geld hat, reichen auch ein paar geöffnete Läden, um den Schmuck in den Schaufenstern zu bewundern! Irgendwann wird es mir dann zu heiß, so ohne Essen und vor allem Trinken ist es nochmal anstrengender. Also zurück zum Hostel – nur leider kommt mein Bus nicht. Nach 45 Minuten Warten wird es mir zu blöd, dann muss eben ein teures Taxi her. Der nette Taxifahrer erklärt mir dann auch gleich, dass freitags die Busse nur selten fahren, und außerdem zur Mittagszeit alle beim Gebet sind (das fünfmal am Tag stattfindet). Am Ende will er nicht mal Geld von mir nehmen – ich sei ja nur Gast in Dubai ... naja, ich zahl ihm dann schließlich die Hälfte.

Nach einer erfrischenden Dusche gehts dann auch schon Richtung Flughafen – und irgendwie bin ich froh, diese Hitze nicht mehr ertragen zu müssen!

Bis bald in Deutschland!

19. September 2007

Nochmals Abschied von Shanghai

... der gar nicht mal so reibungslos verläuft. Ich habs wohl nicht so mit Abschieden von Shanghai. Aber der Reihe nach.

Nach einem unruhigen Flug von Kathmandu nach Guangzhou und von dort aus nach Shanghai mach ich mich erst mal auf den Weg zu den Ex-Kollegen, einen letzten Besuch abstatten. Es regnet in Strömen, ich bin bis zu den Knien nass als ich dort ankomme. Und was hör ich dann: Taifun in Shanghai im Anmarsch, jeder erwartet, dass ich noch mindestens eine Nacht mehr in Shanghai verbringen werde. Das sind ja schöne Aussichten. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen heißt es dann, Gepäck umpacken – gar nicht so einfach, es ist ja während des Trips nicht unbedingt weniger geworden! Und endlich mal duschen, frische Klamotten anziehen. Schön ist das!

Inzwischen sind lt. Internet alle Flüge in die USA, nach Japan und sämtliche Inlandsflüge ab Shanghai gestrichen. Es schüttet, und zwar richtig. Lt. Airline wird aber geflogen. Naja, also mal mit dem ganzen Gepäck und den übrig gebliebenen Leuten zum Abendessen. Aber Problem: bei Regen ist es in Shanghai unmöglich, ein Taxi zu bekommen. Also 1 Stunde im Regen stehen... ja, die Koffer (und wir) sind ziemlich nass. Notlösung Bus, die Zeit drängt. Schnell essen, und ab zum nächsten Bus, der mich Richtung Flughafen bringen soll. Schnell schnell verabschieden. Und dann sitz ich da, weiß nicht, ob ich fliegen werde oder die Nacht irgendwo am Flughafen verbringen werde. Es ist alles so surreal. Nochmal die Leute treffen, so wie immer. Kurz weg und wieder kommen (ok, das erwartet an diesem Abend auch jeder, es scheint unmöglich zu sein, zu fliegen; Gerüchte gehen um, dass der Flughafen stillsteht). Während der einstündigen Fahrt zieht die Zeit in China an mir vorbei – irgendwie komisch. Und dann endlich am Flughafen – und es geht zu wie auf dem Markt! Schlangen von Menschen! Aber lt. Anzeige sind insgesamt nur 3 internationale Flüge gecancelt, alles scheint nach Plan zu laufen. Wir werden sehen... und es ist tatsächlich so. Überpünktlicher Abflug, keine Probleme, nur teilweise leichte Turbulenzen. Normal. Es ist eigentlich Zeit zu schlafen – aber wer schon mal mit Emirates geflogen ist, weiß, dass das einfach nicht möglich ist. Die Film- und Musikauswahl ist gigantisch. Einmal Emirates, immer Emirates ;-)

Irgendwie ist es noch nicht in meinem Kopf – einer von so vielen Flügen ab Shanghai. Aber es ist wohl so weit: Goodbye Shanghai!

18. September 2007

Einige Tage in einer anderen, schönen Welt: Nepal

In der Grenzstadt Zhangmu organisieren wir uns eine Fahrgelegenheit, die uns zusammen mit einem holländischen Pärchen in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu bringen soll. Doch zuerst müssen wir aus China „auschecken“, was ziemlich locker vor sich geht. Formular ausfüllen, Pass vorzeigen, und durch, vorbei an den Kontrollgeräten, die aber nicht wirklich im Einsatz zu sein scheinen. In einem uralten Kleinbus (bei uns würde man den als seit Jahren fahruntüchtig bezeichnen), der auch so aussieht, die Schiebetür fällt beim Einsteigen gleich mal aus der Halterung, geht es auf Holperstraßen im Niemandsland zwischen China und Nepal in Serpentinen in die nepalesische Grenzstadt Kodari. Auf dem Weg immer wieder Leute, die barfuß auf der Straße laufen, oder andere, genauso kaputte „Taxis“, dann fahren wir durch den ein oder anderen kleinen Fluss ... eine Abenteuerfahrt. Dann endlich kommen wir in Kodari an – und sehen erst mal nur Lastwägen. Neben der schmalen Straße, die letzten Kurven runter, und dann unten auf einer riesigen Fläche nur Lastwägen. Zu Fuß gehts dann weiter, über die Friendship Bridge, die über den Fluß führt, der offiziell die Grenze zwischen den beiden Staaten darstellt. Dann die Formularien in der nepalesischen Grenze erledigen – wenn man den Raum als Grenze bezeichnen kann. Einmal Formular ausfüllen, Stempel holen und das Visum ist im Reisepass. Mit dem Jeep legen wir die 130 km bis Kathmandu zurück, durch grünes, hügeliges Gebiet, immer wieder vorbei an Wasserfällen, und durch kleine Dörfer, die oft nur aus ein paar Häusern entlang der Straße bestehen. Man sieht viele Leute auf den Straßen, die Frauen sind fast alle in rote Saris gekleidet – anscheinend ist an dem Tag ein Feiertag für die Frauen. Die heiligen Kühe laufen auf den Straßen herum – die dürfen ja hier alles. Weiter gehts, durch viele Reisfelder, immer wieder sieht man die rote Erde. Der Straßenverkehr scheint hier auch ohne viele Regeln zu funktionieren, und die Busse sind so überfüllt, dass viele auf dem Dach sitzen. Mittags stoppen wir für ein leckeres nepalesisches Essen, und werden dabei ständig von den Leuten in vorbeifahrenden Bussen beobachtet. Dann weiter durch die schönen Landschaften, und langsam kommen wir Kathmandu näher. Der Verkehr ist richtig chaotisch, die Autos und Dreiräder verpesten die Luft extrem. In der Stadtmitte steigen wir aus, und schon sind unzählige Nepalesen da, die uns irgendwelche Zimmer vermitteln wollen. Wir erwischen ein ziemlich nettes Hostel, mit richtig gemütlichen Tischen unter Palmen, und das mitten im Zentrum. Die Leute sind richtig nett – und vor allem können sie sehr gut Englisch. Wir ziehen ein bisschen durch Thamel, das Touristenviertel der Stadt, wo entsprechend viele Läden mit allem möglichen Krimskrams zu finden sind. Die Straßen sind oft aus Lehm, abends sind die Straßen stockdunkel ... Das Essen ist genial, wir finden ein richtig nettes, kleines lokales Restaurant. Und vor allem ist es billig!


... restliche Erlebnisse folgen ...



14. September 2007

Das Dach der Welt: ein Trip durch geniale Landschaften bis an den höchsten Berg der Welt

8 Uhr: die Tour, die die beeindruckendste meines Lebens werden soll, beginnt. In Lhasa sieht es noch nicht danach aus – es regnet. Noch einmal fahren wir am gigantischen Potala Palace vorbei. 2 Jeeps mit Fahrer und einem Guide, bepackt mit 4 Amis, 2 Australiern und Katja und mir. Bis wir aus Lhasa richtig raus sind, kommen wir noch an einigen ärmlichen Häusern und Industriegebieten vorbei, doch dann beginnt der schöne Teil: wir fahren durch das Tal, die Wolken reißen am Horizont bereits auf. Wir sehen 360 Grad um uns Bergketten... Schon bald kommen wir an einem Checkpoint vorbei, der erste von vielen. Unser Guide bzw. die Fahrer geben jedes Mal irgendwelche Dokumente ab. Chinesische Bürokratie. Weiter geht die Fahrt, vorbei an kleinen Dörfern mit Kindern an der Straße, vielen Bergen, Seen, Steppen. Nein, es ist nicht grün hier, überhaupt nicht. Es wachsen nur einige Sträucher und Gräser. Schon bald beginnt eine Bergstraße mit unendlichen Serpentinen. Viele Busse und LKWs schlängeln sich den Berg hoch, und noch mehr Jeeps. Das Panorama ist gigantisch. Man sieht hinunter auf die kleinen Orte, die kleinen Getreidefelder, die sich überall wo nur irgend möglich befinden. Und dann sind wir oben, auf dem Kambala-Pass auf 4.660 Metern über dem Meer. Auf der einen Seite sieht man hinunter auf das Tal, mit den vielen anderen Gebirgen im Hintergrund. Und auf der anderen Seite: ein gigantisch großer und unglaublich schöner See – türkisgrün liegt er im Tal, umgeben von den vielen großen Bergen: Yamdrok-tso. Und ganz im Hintergrund sieht man auch schon einen der großen, schneebedeckten Gipfel eines Sieben- oder Achttausenders.

Nach einigen Fotos fahren wir die Strecke teilweise wieder zurück – zurück durch diese geniale Landschaft, durch das Tal, über einen weiteren Pass ins nächste Tal, immer wieder vorbei an diesen kleinen netten Dörfern, in denen so traditionell gelebt wird. Dann plötzlich Stau auf einer schnurgeraden Straße. Zig Jeeps reihen sich aneinander (nein, wir sind in diesem riesigen Tibet nicht allein unterwegs!), stehen zu zweit oder dritt nebeneinander auf der Fahrbahn. Ein Unfall, ein LKW ist umgekippt. Es dauert einige Zeit, bis der beseitigt ist – kaum bewegt sich auch nur ein Auto minimal, bewegen sich alle gleichzeitig. Und das Problem ist dann folgendes, als der LKW endlich von der Straße ist: Auf beiden Seiten des Unfalls stehen alle Jeeps auf beiden Spuren – natürlich unmöglich, für die jeweils andere Seite vorwärts zu kommen. Irgendwie geht es dann doch langsam, als ein paar intelligente Fahrer nachgeben und nicht gleichzeitig mit allen losfahren ;-)

In einem kleinen Restaurant an der Straße gibts Mittagessen – anscheinend halten hier alle Jeeps!! Die weitere Strecke ist ein Shortcut quer durch das Land, über holprige Kiesstraßen. Wir fahren direkt durch die Dörfer durch, kleine Kinder laufen neben unserem Wagen her, winken. Viele Schafherden und Kühe sind unterwegs, Landwirte pflügen mit ihren Ochsen das Feld. Und plötzlich befinden wir uns mitten in einer Wüste – Sanddünen! Die Berge sind auf der einen Seite gelb und mit Sand bedeckt, auf der anderen Seite sieht man das schwarze Gestein.

Nach einer endlos scheinenden holprigen Fahrt erreichen wir endlich Gyantse, wo wir unsere erste Nacht verbringen werden. Der kleine Ort liegt am Fusse einer Burgruine auf einem Berg und eines Klosters auf einem anderen. Sehr schöner Anblick! Wir besteigen das Kloster – und haben einen tollen Blick über die Häuser und rüber zur Burgruine.

Nachdem wir ein ziemlich schickes Hotel für ziemlich wenig Geld gefunden haben (kaum zu glauben bei diesen traditionellen Häusern, den Ochsenkarren, die durch den Ort fahren usw.), gönnen wir uns ein sehr leckeres Abendessen in einem kleinen chinesischen Restaurant – der Koch lässt uns sogar beim flambieren und kochen in seine Küche schauen. Coole Show und noch besseres Essen!

Die Sonne weckt uns am nächsten Tag, draußen auf der Straße sind schon Ochsenkarren und Traktoren unterwegs. Nach einem kurzen Frühstück fahren wir weiter nach Shigatse. Auf der Straße überholen wir immer wieder Traktoren, Esel und Pferde, die auf ihren Karren Leute aufs Feld zur Ernte fahren. Große Getreidefelder säumen die Straßen, wo das Getreide von Hand geschnitten wird. Hinter den weiten Feldern ragen die Berge empor, davor grüne Bäume, die goldgelben Getreidefelder – und dazu tiefblauer Himmel. Weiter gehts durch kleine Ortschaften, vorbei an den bunt bemalten Häusern. Zwischendrin immer wieder die Tiere, die hier auf engstem Raum mit den Menschen leben.

In Shigatse steht die Besichtigung eines weiteren Klosters auf dem Programm. Viele Tempel sind auf dem Gelände, in einem davon ein riesiger, 26 Meter hoher Buddha. In der Straße gibt es natürlich wieder die typischen Märkte. Die Leute waschen ihre Wäsche auf dem Gehsteig, Traktoren und Tiere fahren und laufen scheinbar ohne Regeln mitten durch die Stadt, die immerhin die zweitgrößte in Tibet ist! Am Nachmittag setzen wir uns gemütlich in den Hof unserer Unterkunft – es ist ziemlich heiß, und die Höhe macht doch etwas zu schaffen, deshalb ist erst mal relaxen angesagt. Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg, den Kora, einen Rundweg um die Stadt, zu gehen. Vorbei am Kloster und bergauf bis zum dzong, einem „Mini-Potala“, wie wir ihn wegen des Aussehens nennen. Neben dem kleinen Weg befinden sich unzählige Gebetsmühlen, die Gläubigen drehen jede einzelne davon beim Vorbeigehen. An den Bergen wehen tausende bunte Gebetsflaggen. Als wir oben ankommen, haben wir einen tollen Blick über Shigatse, und quer durch die Altstadt laufen wir zurück, um uns bei leckerem tibetischen Essen zu stärken. Beim Rückweg in unser Hostel gegen 21 Uhr sind bereits alle Läden geschlossen, in den Straßen ist es stockdunkel...

Der nächste Tag soll genial werden: die Fahrt zum Basislager des Mount Everest steht an. Quer durch endlose tolle Landschaften fahren wir durch das Land. Und gegen Mittag kurz vor dem Ort Tingri ist es dann so weit: der erste Blick auf den höchsten Berg der Welt und viele weitere weiße Gipfel. Noch sind wir ziemlich weit weg, aber es ist umwerfend. Beeindruckender von hier aus ist eigentlich der Cho Oyu, einer der vielen Gipfel in der Bergkette. Aber bevor wir dort ankommen, haben wir noch eine qualvolle und nicht enden wollende Fahrt auf extrem holprigen Straßen vor uns. Unseren Jeep schaukelt es von einem Schlagloch ins nächste. Aber die Landschaft entschädigt für einiges. Herden von Yaks grasen auf den Ebenen, überall gigantische Gebirgszüge, immer wieder tibetische Nomaden, die ihre Zelte an Wasserstellen aufgeschlagen haben. Und immer wieder ein kurzer Blick auf den Mount Everest. Und dann sind wir fast da. Wir fahren durch ein Gewitter, es regnet und schneit, doch dahinter der Gipfel des Mount Everest in der Sonne. Ein unvergesslicher Augenblick. Angekommen im Basislager für die Touristen: An beiden Seiten der Kiesstraße reihen sich etwa 40 Zelte auf, in jedem schlafen 4 bis 6 Leute. Die Betten sind entlang der Zeltwand, in der Mitte befinden sich ein paar kleine Tische und die Feuerstelle. Es gibt natürlich nur kaltes Wasser aus der Quelle und provisorische Toiletten – alles eben sehr sehr einfach. Wir machen uns gleich auf den Weg auf die vier Kilometer lange Strecke bis zum eigentlichen Basislager und wo man dann als Tourist nicht mehr weiter darf. Obwohl die Straße nur leicht bergauf geht, ist die kurze Wanderung extrem anstrengend in dieser Höhe, es sind immerhin 5.200 Meter! – aber wir haben immer den Gipfel des höchsten Berges vor uns. Dann der tolle Sonnenuntergang, und in der Dunkelheit gehts wieder zurück zu unserem Zelt. Dunkelheit und unzählige Sterne – unbeschreiblich. Es ist wirklich ein Sternenmeer, die Milchstraße ist zu sehen, eigentlich müsste man unter freiem Himmel schlafen – wenn es nicht so kalt wär hier oben!! Der eisige Wind pfeift sogar durch die Zeltwände, aber unsere Gastgeber haben uns gut mit zwei dicken Decken versorgt. Schlafen kann ich in dieser Nacht trotzdem nicht, die Höhe schlägt an. Der Kopf brummt, und das Herz schlägt wie verrückt. Morgens wird es besser, und als die Sonne aufgeht und die dünnen Schleierwolken über dem Gipfel orange färbt, ist das sowieso egal. Zurück im Zelt gibt es erst mal Yak-Butter-Tee zum Frühstück, der gar nicht mal so übel ist, wie ich finde. Und schon bringt unsere Gastgeberin (die kein chinesisch oder englisch spricht, und wir kein tibetisch) eine Schüssel mit heißem Wasser. Zeit für eine schnelle Katzenwäsche hinter dem Zelt, danach gehen wir dann zusammen mit den Amis nochmal hoch zum eigentlichen Basislager; die gehfaulen lassens ich von einem der vielen Esel nach oben bringen. Der Tag ist wieder toll, es scheint die Sonne, nur der Wind ist etwas kalt. Aber was will man erwarten auf über 5.000 Metern Höhe! Und man glaub es kaum, die chinesischen Soldaten wollen wirklich unsere Ausweise sehen hier oben...

Zurück im Zelt, machen wir uns erst mal einen unserer Nudeltöpfe, wichtigstes Nahrungsmittel ;-) und dann wird etwas Schlaf nachgeholt. Plötzlich fängt es dann wieder zu schneien an, was aber nicht lange dauert. Und eigentlich ist es ganz gemütlich hier oben, mit Sonne und einem guten Buch ... Abends setzen wir uns dann im Zelt der Amis zusammen und lassen uns von den tibetischen Frauen bekochen. Beim Rückweg ins Zelt dann wieder dieser gigantische Anblick des Sternenhimmels, der Milchstraße ...

Am nächsten Morgen gehts dann ziemlich flott los, wir packen schnell unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg Richtung nepalesische Grenze. Als wir losfahren, ist das Wetter noch gut, doch schon bald ziehen Wolken auf und bedecken die höchsten Gipfel. Zurück geht es natürlich wieder über die selbe holprige Straße wie auf dem Hinweg, wieder vorbei an den Yak- und Schafherden, den Nomadenzelten. Das Wetter hier ist noch super, doch die Gipfel werden immer bedeckter. Nach einem Mittagsstopp in Tingri in dem uns schon bekannten kleinen Restaurant fahren wir weiter auf einer extrem staubigen Straße, wo wir bei Gegenverkehr erst mal gar nichts mehr sehen. Es geht bergauf und bergab, teilweise befinden wir uns auf über 5.100 Metern, als wir ein paar Pässe überqueren, von denen wir nochmal eine geniale Aussicht auf das Himalayagebirge haben. Doch dann geht es bergab, unendlich lange. Und auf einmal ist das Wetter schlecht, und zwar richtig schlecht. Es herrscht starker Nebel, immer wieder regnet es – die Regenzeit Nepals macht sich hier bemerkbar. Eigentlich schade, denn die Schluchten, Wasserfälle und das Grün hier wären richtig sehenswert! Fast die komplette Bergstraße, die wir uns in Serpentinen hinunterschlängeln, ist im Bau. Die Tibeter arbeiten wirklich mit den einfachsten Mitteln, schleppen schwere Steine auf ihren Rücken und arbeiten mit ihren Händen am Bau der Straße – und darunter sind auch einige Frauen!

Dann plötzlich geht nichts mehr vorwärts, wir stehen in einer Kolonne von etwa 15 Jeeps mitten im Nichts. Rechts von uns geht es ohne Sicherung hunderte Meter nach unten, links der Straße ragen die Felsen empor. Also, was ist passiert? Ein Erdrutsch, irgendwo vor uns (am Vorabend hieß es noch, wir können die Strecke überhaupt nicht befahren bzw. sie wäre nur nachts offen – zwar auch sinnlos, aber versteh einer diese Logik). Also warten, bis die Straße wieder freigeräumt ist. Es heißt, zu dieser Zeit sind die Erdrutsche ganz normal, wegen der Regenzeit. Nach zwei Stunden warten geht es weiter, einige Kilometer, wieder vorbei an Arbeitern, Zelten, bereits beseitigten Erdrutschen – und wieder müssen wir anhalten. Ein weiterer Erdrutsch. Wir stehen unter einem Felsvorsprung, es regnet, und wir warten geduldig im Auto. Langsam bekommen wir Hunger, aber viel Vorrat haben wir nicht mehr. Plötzlich ein lauter Knall, und noch einer, und noch einige ... unten beim Erdrutsch werden die Felsen gesprengt, die auf der Straße liegen. Schon irgendwie unheimlich ... langsam dauert es lange, es wird dunkel und wir stehen noch immer. Wenn es blöd läuft, müssen wir hier im Auto übernachten. Also suchen wir uns schon mal die gemütlichste Stellung für jeden – falls man das gemütlich nennen kann. Katja vorne, Tom zwischen Vorder- und Rücksitz, ich auf der Rücksitzbank, Nick im Kofferraum auf den Rucksäcken. Nach ca. 5 Stunden rollt die Kolonne um halb 11 nachts endlich weiter, vorbei an dem riesigen Felsen, der die Straße versperrte. Und dann ist endlich der Grenzort in Sicht, Zhangmu. Der Ort besteht eigentlich nur aus einer Straße am Berg, an der Seite stehen unzählige Lastwägen, und die Häuser schlängeln sich an den Serpentinen nach unten. Es regnet noch immer, die Straße ist eigentlich ein kleiner Bach. Zum Glück finden wir noch eine Unterkunft, auch wenn die wirklich unter aller S... ist. Aber endlich mal wieder duschen.

9. September 2007

Die ersten Tage auf dem Dach der Welt in Lhasa

Da es aus unterschiedlichen Gründen leider unmöglich war, Tickets für den neuen Zug von Beijing nach Tibet zu bekommen, fliegen wir – und kommen bei kühlen 17 Grad mit vielen anderen Deutschen an. Irgendwie fühlen wir uns schon etwas komisch, so plötzlich auf 3.600 Metern.

Mit dem Bus geht es in die Stadt, vorbei an vielen Bergen und Seen, Kühe grasen auf den Weiden. Mein netter tibetischer Sitznachbar erklärt mir auf dem Weg gleich einige Dinge über die Gegend, und setzt uns in ein Taxi zu unserem Hostel.

Lhasa ist anders, ganz anders als China. Zumindest der alte Teil. Die Straße wird gesäumt von den zwei- bis dreistöckigen Steinhäusern, die sehr schön erhalten oder renoviert sind. Von der Hauptstraße weg ziehen sich die vielen kleinen Gassen. Die Einwohner sind fast alle ziemlich traditionell gekleidet, sehr nett, alle lächeln, wenn sie einen sehen und sind extrem hilfsbereit. Und sie sehen sehr anders aus. Irgendwie erinnern sie an Indianergesichter, braungebrannt, ausgemergelt von Sonne und Kälte, Schmuck oder Bändchen in den dicken dunklen Haaren. Neben der Straße gibt es einen Fahrstreifen für die vielen Rikshas, die Touristen und Einheimische für wenig Geld durch den Ort fahren.

Wir laufen zum Barkhor Platz, dem Zentrum Lhasas. Hier befindet sich ein riesiger Markt mit Schmuck und anderem Krimskrams, und ein ziemlich großer Tempel. Leider fängt es zu regnen an ... durch die kleinen Gassen laufen wir Richtung Hostel – und stoppen noch in einem sehr gemütlichen kleinen tibetischen Restaurant, mit Sitzkissen, und am Ende führen irgendwelchen Mädels noch einen traditionellen Tanz auf. Zeit zu schlafen, die Höhe macht alles viel anstrengender und den Körper extrem müde.

Am nächsten Morgen buchen wir erst mal unsere Tour durch Tibet, da dann Wochenende ist und keine permits ausgestellt werden können. Wir haben zwar noch keine Mitfahrer, aber die werden sich schon noch finden. Wir hängen ein paar Anzeigen an die Schwarzen Bretter der bekanntesten Hostels. Und dann gehts erst mal Richtung Potala Palace, und Tickets zu kaufen. Blöderweise sind die Tickets für den nächsten Tag schon ausverkauft (es werden immer nur Tickets für den folgenden Tag verkauft!) – gar nicht so optimal. Am Tag vorher wussten wir das nicht, und es bleibt nur noch morgen übrig. Also wohl nur von außen bestaunen... wär schon schön gewesen...

Also nehmen wir uns ein Taxi und fahren zum Drepung Monastery, dem ehemals größten Kloster, etwas außerhalb von Lhasa. Es liegt an einem Berg, dementsprechend verwinkelt und hügelig führen die Gassen zu den vielen Gebäuden und Tempeln nach oben. Es laufen sehr viele Mönche in diesen typischen roten Kutten rum. Gegen Mittag wird es dann plötzlich laut: die Mönche treffen sich auf einem Platz und diskutieren lautstark über Buddhismus und bestimmt auch ein paar andere Sachen – das ist Teil der Lehre. Auf dem Gelände befindet sich auch eine alte Brauerei! Wir laufen treppauf, treppab und finden das alles ganz schön anstrengend. Die Mönche sind echt nett, ein paar lassen dann auch gleich ein Foto mit uns machen. An den umliegenden Hängen sieht man viele dieser Gebetsflaggen, an einem Hang riesige bemalte Steine. Die Aussicht in das Tal ist echt super, obwohl es leider etwas wolkig ist.

Am Abend treffen wir uns mit zwei australischen Jungs, die mit uns im Jeep nach Nepal fahren werden. Sie scheinen ganz in Ordnung zu sein – wir werden sehen! Am Abend lassen wir es uns bei koreanischem BBQ richtig gut gehen. Danach treffen wir in einer Bar zufällig einen Oberbayern, der zusammen mit einem Kolumbianer die letzten Tage in Tibet unterwegs war. Schon komisch, mal wieder bayrisch zu reden ;-)

Der letzte Tag in Lhasa soll auch der schönste werden: die Sonne scheint! Erstes Ziel ist Jokhar, ein sehr großer und aktiver Tempel in der Stadtmitte. Es herrscht ein riesen Gedränge, unzählige betende Tibeter stehen Schlange, um reinzukommen. Bereits vor dem Tempel sehen wir viele Leute, die am Boden beten. Im Tempel geht man dann wie üblich im Uhrzeigersinn – eine Kapelle reiht sich an die nächste, in jeder steht eine andere Buddhastatue. Die Gläubigen gießen flüssige Butter in die Yak-Butter-Kerzen. Schon beeindrucken, dieser Bau! Man kann auch in den 1. Stock, wo man einen super Blick über Lhasa bis hin zum Potala Palace hat. Wie blau der Himmel hier in Lhasa ist!

Wir ziehen durch den riesigen Markt mit den unzähligen Ständen und kaufen natürlich einiges ein. Aber es gibt einfach zu viele Sachen! Deswegen wird es dann auch Zeit, mal wieder was anzuschauen – wir lassen uns in der Riksha zum Potala Palace fahren, um den von außen nochmal zu bewundern. Ein gigantischer Palast! Wenn man „Sieben Jahre in Tibet“ gesehen hat, denkt man, das kann nicht echt sein. Aber es ist echt. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude!

Wir laufen zurück zum Barkhor Bazaar und weiter ins Muslimenviertel. In kleinen Garagen stehen überall Billardtische, an der Straße wird Brot verkauft, an den Plätzen finden Obst- und Gemüsemärkte statt. Die Hinterhöfe und einige der Straßen sind richtig ärmlich. Nach einiger Zeit reicht es dann auch – die Höhenluft und die pralle, sehr starke Sonne fordern eine Pause, also zurück ins Hostel und ein Stündchen schlafen!

Als wir am Abend unsere Tour bezahlen, erfahren wir, dass ein weiterer Jeep mit Amis die selbe Tour wie wir machen werden. Wir handeln noch aus, dass wir nur einen Guide für die zwei Autos haben werden, dafür aber natürlich weniger bezahlen ... was sich am Ende auch auszahlen sollte! Also brauchen wir nur noch ein paar Passfotos für die nepalesische Grenze, die wir in einem kleinen Shop machen lassen (mit Digitalkamera ohne Stativ, in 5 Minuten fertig!). Danach wieder durch den Bazaar bummeln und noch einige Sachen kaufen, und am Ende den Sonnenuntergang am Potala bewundern. Auf dem Weg treffen wir noch ein paar Muslime, die sehr leckeres Früchtebrot verkaufen – mmhmm!

Als wir am Abend nach dem Essen noch ein letztes Mal das Internet checken (die nächsten Tage wird das nicht möglich sein) und ein paar Sachen wegen Nepal recherchieren, erfahren wir, dass es vor ein paar Tagen einen Anschlag in Kathmandu gegeben hat. Schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man dort in einer Woche selber sein wird!

7. September 2007

In der Hauptstadt: Beijing

Nachdem das Gepäck - bis auf den vollgepackten Rucksack - bei Katja's bisherigen Mitbewohnern verstaut ist, kann es losgehen. Noch kurz Nudeln und Dumplings zum Mitnehmen, die wir beim Warten in der Bahnhofshalle im Chinese-Style essen, und schon sitzen wir in unserer Luxusschlafkabine: Softsleeper (4 Betten in einer Kabine, ziemlich bequem, ueberhaupt kein Vergleich zu den Hard Sleepern, die wir bisher hatten!). Soviel Luxus nach soviel China - nicht mehr gewohnt! Brav nehmen wir noch unsere chinesische Medizin, die die Höhenkrankheit mildern oder vermeiden soll. Und schon schlafen wir bis morgens um 7, als wir in Beijing ankommen. Hilfsbereite Chinesen weisen uns den Weg zum Bus - und das erste, was wir in dieser gigantisch grossen Stadt sehen: Tiananmen Square, dieser unendlich große Platz vor der Verbotenen Stadt, DAS Zentrum Chinas. Bereits zu dieser Uhrzeit sind viele Reisegruppen unterwegs. Und man sieht und spuert, dass hier Chinas Machtzentrum sitzt. Die Militaerpräsenz ist gigantisch... an der Mauer der Verbotenen Stadt hängt ein riesiges Bild von Mao Zedong.

Durch viele kleine Gassen arbeiten wir uns zu unserem sehr gut gelegenen Hostel vor - und fahren dann gleich mal wieder mit dem Bus zurück zum Tiananmen Square (beim Bus wird hier übrigens angestanden... nicht wie in Shanghai einfach reingedrängelt!!). Massen strömen in Verbotene Stadt - und so auch wir! Die Ausmaße sind gigantisch und eigentlich nicht zu beschreiben! Alles ist oder wird tiptop renoviert (es gibt einen eigenen Renovierungstrupp, nach 10 Jahren ist einmal komplett rundum renoviert und es kann von vorne begonnen werden!) Ein Palast oder Tempel reiht sich an den anderen, tausende Leute laufen auf den großzügig angelegten Plätzen. Und natürlich sind einige der Gebäude riesige Baustellen. Es ist super heiss, und wir sind froh, als wir dann endlich im Garten am Nordende angekommen sind.

Kaum draußen, heuert uns schon einer der Rikshafahrer an, um eine Tour durch Beijings hutongs zu machen. Das sind die ursprünglichen Viertel der Stadt, kleine einstöckige Gebäude, zwischen den Häusern diese engen Gassen, wo gerade mal eine Riksha Platz hat. Ab und zu schlafen Leute auf Pappkarton oder Folie, andere spielen Karten. In den alten hutongs leben 10 Familien in ziemlich ärmlichen Verhältnissen, in den neuen wohnen die Superreichen mit Limousine vor der Tür. Schon extrem diese Unterschiede auf so engem Raum!

Mit dem Bus geht es weiter nördlich zum Olympiagelände - oder die Fläche, die das mal werden soll. Es ist eine einzige Baustelle!! Bis auf das Olympiastadion, das schon irgendwie cool aussieht, steht noch nicht viel - so weit man sieht Baukräne, Baumaschinen usw. Und das weniger als ein Jahr vor Olympia in China!
Generell ist die Stadt aber sehr sauber, sehr organisiert, und im Vergleich zu Shanghai sehr ruhig. Die Leute sind irgendwie relaxter, freundlicher und nicht so geldorientiert... schon etwas angenehmer, wie wir nach dieser kurzen Zeit finden! Und die Stadt ist einfach riesig! Extrem weitläufig, riesige Straßen und -kreuzungen - hier wächst die Stadt nicht in die Höhe sondern in die Breite!

Abends schauen wir uns in einem der Theater eine Kongfu-Show an - und die ist wirklich genial!! Super Show, sehr gute Darsteller - einfach klasse und sehr empfehlenswert!

Danach gehen wir auf den Nightmarket, wo die ganze Strasse entlang in den kleinen Läden Frittiertes, Gegrilltes und vieles mehr angeboten wird. Doch die Preise sind extrem - 5fache Preise im Vergleich zu den Ständen in Shanghai! Und bei weitem nicht so gut. Touristenabzocke eben...

2. Tag: Bereits um halb 8 Uhr morgens geht es los: rein in den Touri-Reisebus und ab zur Mauer! Ok, erst mal eine halbe Ewigkeit durch Beijing und sämtliche Vororte. Vorbei an Arbeitskolonnen, die in der Mitte der Autobahn – aufgereiht wie eine Perlenkette – den Grünstreifen mit der Schaufel aufgraben. Ohne Absicherung. Vorbei an gigantischen Taxiflotten und dazugehörigen Werkstätten. Hier parken die also. Und gleich daneben einige ärmliche Baracken. Und vorbei an vielen kleinen Orten, in denen China noch China ist. Sehr ursprünglich, sehr nett, sehr einladend, wenn auch basic. Dann kommen langsam die Berge in Sichtweite, man sieht die Sonne richtig, so mit blauem Himmel (nicht grau...), und ein riesiger Stausee. Und dann der erste Blick auf DAS Bauwerk: die Chinesische Mauer! In Jinshanling ist dann Endstation für den Bus und Fußmarsch ist angesagt. 10 km bis nach Simatai. 4 Stunden sind dafür angesetzt – hört sich viel an, aber wer schon mal an der Mauer war, der weiß, dass das keine unanstrengende Angelegenheit ist! Es geht ständig bergauf, bergab, treppauf, treppab (und was für Stufen!!). Teilweise ist sie neu renoviert, teilweise noch im Originalzustand, d.h. 400 – 500 Jahre alt! Wir sind nur westliche Touristen, werden aber von einigen Chinesen begleitet – als Aufpasser, Buchverkäufer, Wasserverkäufer oder was auch immer. Das Wetter ist gigantisch, blauer Himmel mit ein paar weißen Wolken. Perfektes Fotowetter! Und die Mauer ist einfach unvorstellbar. Eines, wenn nicht DAS Highlight der chinesischen (oder weltweiten?) Sehenswürdigkeiten! Sie zieht sich über unzählige Hügel, so weit das Auge reicht. Eine traumhafte Aussicht auf pure Natur, über die Bergketten hinweg. Auf der einen Seite Gebiet Beijings, auf der anderen Seite der Mongolei.

Achja, wir sind ja in China: auf halbem Weg zwischen den zwei Orten ist ... Ticketkontrolle! Und später dann gleich nochmal. Wenn sie meinen... Und weiter geht es, in der prallen Sonne, und jeder Blick ist ein Genuss. Dann ist das Ende in Sicht, nach 10 km und 16 (oder mehr?) Wachtürmen. Eine Hängebrücke über einen Fluss (China: am anderen Ende der Brücke wird kassiert...), und wir seilen uns über den Fluss hinweg ab ins Tal. Ein schöner Abschluss. Ein Boot bringt uns zum wohlverdienten Essen – und der Bus bringt uns wieder zurück nach Beijing. Mit einem tollen Sonnenuntergang auf dem Weg. Und wir sind tot.

Deswegen am nächsten Tag erst mal ausschlafen, und dann zum Sommerpalast. Eine endlos scheinende Busfahrt quer durch diese riesengroße Stadt. Es ist heiß, und das Gelände ist riesig! Gebäude und Tempel reihen sich aneinander. In einem der Tempel findet eine Musikperformance statt. Gemütlich laufen wir an dem riesigen künstlichen See entlang – und wen treffen wir da? Ein paar Leute, die wir am Tag vorher auf der Mauer kennen gelernt haben. Zufälle... Mit einem Boot fahren wir auf die andere Seite des Sees und laufen noch kurz an einigen Souvenirläden vorbei. Und dann ist auch gut mit Tempeln etc.

Nächster Stopp ist bei den Exkollegen des Beijinger Büros – kurze Verabschiedung, und v.a. meine Notfall-Kreditkarte abholen, die gleichzeitig mit uns dort eintrifft. Zumindest wieder irgendwie Zugriff auf mein Konto. Beruhigend! Und die Aussicht vom Büro ist auch nicht zu verachten! Direkter Blick auf eine dieser extrem großen Kreuzungen. Bei uns wäre das ein großes Autobahnkreuz, in Beijing ist es eine von vielen Kreuzungen mitten in der Stadt. China...

Abends ist es dann endlich so weit: ich treffen endlich, nach 4 Jahren, Dohoon und Yoko wieder – ein Koreaner und eine Japanerin, mit denen ich viel während meiner Zeit in Amerika unternommen hab. Schon irgendwie komisch, sich nach so langer Zeit in einem komplett anderen Land wieder zu sehen! Und danach dann noch mit den Praktikanten des Beijinger Offices in eine dieser coolen Barstraßen Beijings, wo man aus der einen Tür rausgeht, und schon in der nächsten Bar steht. Wenn dieses Sightseeing nur nicht immer so müde machen würde!

Der letzte volle Tage in Beijing steht unter dem Motto Souvenirshopping und Relaxen. Erst mal wird die Dreckwäsche gewaschen, letzte Möglichkeit vor der Tibettour. Dann gehts auf Souvenirjagd (ja, wir werden natürlich fündig!) – und dann, endlich, am letzten Tag, gibts zum Mittagessen die berühmte Pekingente. Ein Kollege hat mir ein lokales Restaurant empfohlen – und diese Empfehlung ist klasse. Wir müssen zwar 50 Minuten auf die Ente warten, aber genauso gut schmeckt sie dann auch! Unschlagbar!

Danach ist ein ausführlicher Mittagsschlaf fällig, wir fühlen uns wie ausgestopfte Enten. Also in den Beihai Park, wo wir am See in der Sonne unsere Decke ausbreiten (ja, wir werden natürlich angestarrt, sowas macht man ja in China auch nicht... ;-) ) Pünktlich zum Sonnenuntergang wachen wir wieder auf ... und schon steht das Abendessen an. Wieder zusammen mit Dohoon und Yoko, dieses Mal traditionellen – und sehr leckeren – Hot Pot, nachdem wir noch den Tiananmen Square bei Nacht überquert haben. Auch beeindruckend – und mit Countdown bis Olypmia 2008. Das Essen war natürlich wieder viel zu viel. Wie immer halt. Und dann heißt es Abschied sagen – wann und wo wir uns das nächste Mal sehen steht in den Sternen – vorerst mal online.

Und am Morgen heißt es dann auch schon, Abschied von Beijing zu nehmen. Abflug nach Lhasa und dem zweiten Abschnitt der Reise: Tibet!

1. September 2007

Die Reise kann beginnen!

In 3 Stunden gehts los, und das ist der Plan:

Mit dem Zug von Shanghai nach Beijing, dann ein paar Tage die Hauptstadt erkunden. Weiter gehts per Flug nach Lhasa, von da aus quer durch Tibet, vorbei am Mount Everest bis nach Kathmandu. Zurück nach Shanghai, Gepäck holen, 10 Stunden später nach Dubai, die Wüste erkunden ... um am 21.9. lande ich dann nach 6 Monaten China wieder auf heimischem Boden in München.

Bis dahin!

Die letzte Woche in Shanghai

Schon ist die Zeit vorbei. 5 Monate sind wirklich verflogen. Und langsam verschwinden auch die Leute, mit denen ich Shanghai und den Rest Chinas erkundet hab. Schon ein komisches Gefühl.

Was macht man in der letzten Woche?
- Freunde verabschieden
- Souvenirs kaufen
- Alle guten Bars und Clubs nochmal abklappern
- Ein letztes Mal auf den Fakemarket
- Packen und feststellen, dass man viel zu viele Sachen hat, also per Post schicken
- Haareschneiden (ja, schon wieder - und diesmal für den doppelten Preis!! Der hat sich irgendwie in meine Haare verliebt. Nach einer 20minütigen Massage hat er ca. 45 Minuten rumgeschnipselt, und dann nochmal 10 Minuten Gel und Wachs und was weiß ich noch reingeknetet ... und deswegen hats dieses Mal anstatt 1 € gleich 2 € gekostet!)
- Jeden Tag 2x schön Essen gehen
- Noch weniger schlafen als schon die letzten 5 Monate
- Eine schöne Verabschiedung in der Arbeit bekommen (so locker waren die Kollegen noch nie drauf!)
- Beklaut werden (ja, genau, und zwar am letzten Tag. Wie jeden Tag fahr ich zur Rush Hour in der Metro, wie immer Millionen Leute, wie immer super eng... als dann einige aussteigen, seh ich, dass meine Tasche offen ist - und der Geldbeutel fehlt. Mit ihm ziemlich viel Bargeld und alles was man so dabei hat. Kein schöner Abschied aus Shanghai. Aber eigentlich hatte ich eh Glück. In der Tasche waren außerdem die Flugtickets für die Reise, Handy, Kamera ... was glücklicherweise noch alles drin war.)
- Und einfach noch ein bisschen genießen

Schön wars.