7. September 2007

In der Hauptstadt: Beijing

Nachdem das Gepäck - bis auf den vollgepackten Rucksack - bei Katja's bisherigen Mitbewohnern verstaut ist, kann es losgehen. Noch kurz Nudeln und Dumplings zum Mitnehmen, die wir beim Warten in der Bahnhofshalle im Chinese-Style essen, und schon sitzen wir in unserer Luxusschlafkabine: Softsleeper (4 Betten in einer Kabine, ziemlich bequem, ueberhaupt kein Vergleich zu den Hard Sleepern, die wir bisher hatten!). Soviel Luxus nach soviel China - nicht mehr gewohnt! Brav nehmen wir noch unsere chinesische Medizin, die die Höhenkrankheit mildern oder vermeiden soll. Und schon schlafen wir bis morgens um 7, als wir in Beijing ankommen. Hilfsbereite Chinesen weisen uns den Weg zum Bus - und das erste, was wir in dieser gigantisch grossen Stadt sehen: Tiananmen Square, dieser unendlich große Platz vor der Verbotenen Stadt, DAS Zentrum Chinas. Bereits zu dieser Uhrzeit sind viele Reisegruppen unterwegs. Und man sieht und spuert, dass hier Chinas Machtzentrum sitzt. Die Militaerpräsenz ist gigantisch... an der Mauer der Verbotenen Stadt hängt ein riesiges Bild von Mao Zedong.

Durch viele kleine Gassen arbeiten wir uns zu unserem sehr gut gelegenen Hostel vor - und fahren dann gleich mal wieder mit dem Bus zurück zum Tiananmen Square (beim Bus wird hier übrigens angestanden... nicht wie in Shanghai einfach reingedrängelt!!). Massen strömen in Verbotene Stadt - und so auch wir! Die Ausmaße sind gigantisch und eigentlich nicht zu beschreiben! Alles ist oder wird tiptop renoviert (es gibt einen eigenen Renovierungstrupp, nach 10 Jahren ist einmal komplett rundum renoviert und es kann von vorne begonnen werden!) Ein Palast oder Tempel reiht sich an den anderen, tausende Leute laufen auf den großzügig angelegten Plätzen. Und natürlich sind einige der Gebäude riesige Baustellen. Es ist super heiss, und wir sind froh, als wir dann endlich im Garten am Nordende angekommen sind.

Kaum draußen, heuert uns schon einer der Rikshafahrer an, um eine Tour durch Beijings hutongs zu machen. Das sind die ursprünglichen Viertel der Stadt, kleine einstöckige Gebäude, zwischen den Häusern diese engen Gassen, wo gerade mal eine Riksha Platz hat. Ab und zu schlafen Leute auf Pappkarton oder Folie, andere spielen Karten. In den alten hutongs leben 10 Familien in ziemlich ärmlichen Verhältnissen, in den neuen wohnen die Superreichen mit Limousine vor der Tür. Schon extrem diese Unterschiede auf so engem Raum!

Mit dem Bus geht es weiter nördlich zum Olympiagelände - oder die Fläche, die das mal werden soll. Es ist eine einzige Baustelle!! Bis auf das Olympiastadion, das schon irgendwie cool aussieht, steht noch nicht viel - so weit man sieht Baukräne, Baumaschinen usw. Und das weniger als ein Jahr vor Olympia in China!
Generell ist die Stadt aber sehr sauber, sehr organisiert, und im Vergleich zu Shanghai sehr ruhig. Die Leute sind irgendwie relaxter, freundlicher und nicht so geldorientiert... schon etwas angenehmer, wie wir nach dieser kurzen Zeit finden! Und die Stadt ist einfach riesig! Extrem weitläufig, riesige Straßen und -kreuzungen - hier wächst die Stadt nicht in die Höhe sondern in die Breite!

Abends schauen wir uns in einem der Theater eine Kongfu-Show an - und die ist wirklich genial!! Super Show, sehr gute Darsteller - einfach klasse und sehr empfehlenswert!

Danach gehen wir auf den Nightmarket, wo die ganze Strasse entlang in den kleinen Läden Frittiertes, Gegrilltes und vieles mehr angeboten wird. Doch die Preise sind extrem - 5fache Preise im Vergleich zu den Ständen in Shanghai! Und bei weitem nicht so gut. Touristenabzocke eben...

2. Tag: Bereits um halb 8 Uhr morgens geht es los: rein in den Touri-Reisebus und ab zur Mauer! Ok, erst mal eine halbe Ewigkeit durch Beijing und sämtliche Vororte. Vorbei an Arbeitskolonnen, die in der Mitte der Autobahn – aufgereiht wie eine Perlenkette – den Grünstreifen mit der Schaufel aufgraben. Ohne Absicherung. Vorbei an gigantischen Taxiflotten und dazugehörigen Werkstätten. Hier parken die also. Und gleich daneben einige ärmliche Baracken. Und vorbei an vielen kleinen Orten, in denen China noch China ist. Sehr ursprünglich, sehr nett, sehr einladend, wenn auch basic. Dann kommen langsam die Berge in Sichtweite, man sieht die Sonne richtig, so mit blauem Himmel (nicht grau...), und ein riesiger Stausee. Und dann der erste Blick auf DAS Bauwerk: die Chinesische Mauer! In Jinshanling ist dann Endstation für den Bus und Fußmarsch ist angesagt. 10 km bis nach Simatai. 4 Stunden sind dafür angesetzt – hört sich viel an, aber wer schon mal an der Mauer war, der weiß, dass das keine unanstrengende Angelegenheit ist! Es geht ständig bergauf, bergab, treppauf, treppab (und was für Stufen!!). Teilweise ist sie neu renoviert, teilweise noch im Originalzustand, d.h. 400 – 500 Jahre alt! Wir sind nur westliche Touristen, werden aber von einigen Chinesen begleitet – als Aufpasser, Buchverkäufer, Wasserverkäufer oder was auch immer. Das Wetter ist gigantisch, blauer Himmel mit ein paar weißen Wolken. Perfektes Fotowetter! Und die Mauer ist einfach unvorstellbar. Eines, wenn nicht DAS Highlight der chinesischen (oder weltweiten?) Sehenswürdigkeiten! Sie zieht sich über unzählige Hügel, so weit das Auge reicht. Eine traumhafte Aussicht auf pure Natur, über die Bergketten hinweg. Auf der einen Seite Gebiet Beijings, auf der anderen Seite der Mongolei.

Achja, wir sind ja in China: auf halbem Weg zwischen den zwei Orten ist ... Ticketkontrolle! Und später dann gleich nochmal. Wenn sie meinen... Und weiter geht es, in der prallen Sonne, und jeder Blick ist ein Genuss. Dann ist das Ende in Sicht, nach 10 km und 16 (oder mehr?) Wachtürmen. Eine Hängebrücke über einen Fluss (China: am anderen Ende der Brücke wird kassiert...), und wir seilen uns über den Fluss hinweg ab ins Tal. Ein schöner Abschluss. Ein Boot bringt uns zum wohlverdienten Essen – und der Bus bringt uns wieder zurück nach Beijing. Mit einem tollen Sonnenuntergang auf dem Weg. Und wir sind tot.

Deswegen am nächsten Tag erst mal ausschlafen, und dann zum Sommerpalast. Eine endlos scheinende Busfahrt quer durch diese riesengroße Stadt. Es ist heiß, und das Gelände ist riesig! Gebäude und Tempel reihen sich aneinander. In einem der Tempel findet eine Musikperformance statt. Gemütlich laufen wir an dem riesigen künstlichen See entlang – und wen treffen wir da? Ein paar Leute, die wir am Tag vorher auf der Mauer kennen gelernt haben. Zufälle... Mit einem Boot fahren wir auf die andere Seite des Sees und laufen noch kurz an einigen Souvenirläden vorbei. Und dann ist auch gut mit Tempeln etc.

Nächster Stopp ist bei den Exkollegen des Beijinger Büros – kurze Verabschiedung, und v.a. meine Notfall-Kreditkarte abholen, die gleichzeitig mit uns dort eintrifft. Zumindest wieder irgendwie Zugriff auf mein Konto. Beruhigend! Und die Aussicht vom Büro ist auch nicht zu verachten! Direkter Blick auf eine dieser extrem großen Kreuzungen. Bei uns wäre das ein großes Autobahnkreuz, in Beijing ist es eine von vielen Kreuzungen mitten in der Stadt. China...

Abends ist es dann endlich so weit: ich treffen endlich, nach 4 Jahren, Dohoon und Yoko wieder – ein Koreaner und eine Japanerin, mit denen ich viel während meiner Zeit in Amerika unternommen hab. Schon irgendwie komisch, sich nach so langer Zeit in einem komplett anderen Land wieder zu sehen! Und danach dann noch mit den Praktikanten des Beijinger Offices in eine dieser coolen Barstraßen Beijings, wo man aus der einen Tür rausgeht, und schon in der nächsten Bar steht. Wenn dieses Sightseeing nur nicht immer so müde machen würde!

Der letzte volle Tage in Beijing steht unter dem Motto Souvenirshopping und Relaxen. Erst mal wird die Dreckwäsche gewaschen, letzte Möglichkeit vor der Tibettour. Dann gehts auf Souvenirjagd (ja, wir werden natürlich fündig!) – und dann, endlich, am letzten Tag, gibts zum Mittagessen die berühmte Pekingente. Ein Kollege hat mir ein lokales Restaurant empfohlen – und diese Empfehlung ist klasse. Wir müssen zwar 50 Minuten auf die Ente warten, aber genauso gut schmeckt sie dann auch! Unschlagbar!

Danach ist ein ausführlicher Mittagsschlaf fällig, wir fühlen uns wie ausgestopfte Enten. Also in den Beihai Park, wo wir am See in der Sonne unsere Decke ausbreiten (ja, wir werden natürlich angestarrt, sowas macht man ja in China auch nicht... ;-) ) Pünktlich zum Sonnenuntergang wachen wir wieder auf ... und schon steht das Abendessen an. Wieder zusammen mit Dohoon und Yoko, dieses Mal traditionellen – und sehr leckeren – Hot Pot, nachdem wir noch den Tiananmen Square bei Nacht überquert haben. Auch beeindruckend – und mit Countdown bis Olypmia 2008. Das Essen war natürlich wieder viel zu viel. Wie immer halt. Und dann heißt es Abschied sagen – wann und wo wir uns das nächste Mal sehen steht in den Sternen – vorerst mal online.

Und am Morgen heißt es dann auch schon, Abschied von Beijing zu nehmen. Abflug nach Lhasa und dem zweiten Abschnitt der Reise: Tibet!

Keine Kommentare: