9. September 2007

Die ersten Tage auf dem Dach der Welt in Lhasa

Da es aus unterschiedlichen Gründen leider unmöglich war, Tickets für den neuen Zug von Beijing nach Tibet zu bekommen, fliegen wir – und kommen bei kühlen 17 Grad mit vielen anderen Deutschen an. Irgendwie fühlen wir uns schon etwas komisch, so plötzlich auf 3.600 Metern.

Mit dem Bus geht es in die Stadt, vorbei an vielen Bergen und Seen, Kühe grasen auf den Weiden. Mein netter tibetischer Sitznachbar erklärt mir auf dem Weg gleich einige Dinge über die Gegend, und setzt uns in ein Taxi zu unserem Hostel.

Lhasa ist anders, ganz anders als China. Zumindest der alte Teil. Die Straße wird gesäumt von den zwei- bis dreistöckigen Steinhäusern, die sehr schön erhalten oder renoviert sind. Von der Hauptstraße weg ziehen sich die vielen kleinen Gassen. Die Einwohner sind fast alle ziemlich traditionell gekleidet, sehr nett, alle lächeln, wenn sie einen sehen und sind extrem hilfsbereit. Und sie sehen sehr anders aus. Irgendwie erinnern sie an Indianergesichter, braungebrannt, ausgemergelt von Sonne und Kälte, Schmuck oder Bändchen in den dicken dunklen Haaren. Neben der Straße gibt es einen Fahrstreifen für die vielen Rikshas, die Touristen und Einheimische für wenig Geld durch den Ort fahren.

Wir laufen zum Barkhor Platz, dem Zentrum Lhasas. Hier befindet sich ein riesiger Markt mit Schmuck und anderem Krimskrams, und ein ziemlich großer Tempel. Leider fängt es zu regnen an ... durch die kleinen Gassen laufen wir Richtung Hostel – und stoppen noch in einem sehr gemütlichen kleinen tibetischen Restaurant, mit Sitzkissen, und am Ende führen irgendwelchen Mädels noch einen traditionellen Tanz auf. Zeit zu schlafen, die Höhe macht alles viel anstrengender und den Körper extrem müde.

Am nächsten Morgen buchen wir erst mal unsere Tour durch Tibet, da dann Wochenende ist und keine permits ausgestellt werden können. Wir haben zwar noch keine Mitfahrer, aber die werden sich schon noch finden. Wir hängen ein paar Anzeigen an die Schwarzen Bretter der bekanntesten Hostels. Und dann gehts erst mal Richtung Potala Palace, und Tickets zu kaufen. Blöderweise sind die Tickets für den nächsten Tag schon ausverkauft (es werden immer nur Tickets für den folgenden Tag verkauft!) – gar nicht so optimal. Am Tag vorher wussten wir das nicht, und es bleibt nur noch morgen übrig. Also wohl nur von außen bestaunen... wär schon schön gewesen...

Also nehmen wir uns ein Taxi und fahren zum Drepung Monastery, dem ehemals größten Kloster, etwas außerhalb von Lhasa. Es liegt an einem Berg, dementsprechend verwinkelt und hügelig führen die Gassen zu den vielen Gebäuden und Tempeln nach oben. Es laufen sehr viele Mönche in diesen typischen roten Kutten rum. Gegen Mittag wird es dann plötzlich laut: die Mönche treffen sich auf einem Platz und diskutieren lautstark über Buddhismus und bestimmt auch ein paar andere Sachen – das ist Teil der Lehre. Auf dem Gelände befindet sich auch eine alte Brauerei! Wir laufen treppauf, treppab und finden das alles ganz schön anstrengend. Die Mönche sind echt nett, ein paar lassen dann auch gleich ein Foto mit uns machen. An den umliegenden Hängen sieht man viele dieser Gebetsflaggen, an einem Hang riesige bemalte Steine. Die Aussicht in das Tal ist echt super, obwohl es leider etwas wolkig ist.

Am Abend treffen wir uns mit zwei australischen Jungs, die mit uns im Jeep nach Nepal fahren werden. Sie scheinen ganz in Ordnung zu sein – wir werden sehen! Am Abend lassen wir es uns bei koreanischem BBQ richtig gut gehen. Danach treffen wir in einer Bar zufällig einen Oberbayern, der zusammen mit einem Kolumbianer die letzten Tage in Tibet unterwegs war. Schon komisch, mal wieder bayrisch zu reden ;-)

Der letzte Tag in Lhasa soll auch der schönste werden: die Sonne scheint! Erstes Ziel ist Jokhar, ein sehr großer und aktiver Tempel in der Stadtmitte. Es herrscht ein riesen Gedränge, unzählige betende Tibeter stehen Schlange, um reinzukommen. Bereits vor dem Tempel sehen wir viele Leute, die am Boden beten. Im Tempel geht man dann wie üblich im Uhrzeigersinn – eine Kapelle reiht sich an die nächste, in jeder steht eine andere Buddhastatue. Die Gläubigen gießen flüssige Butter in die Yak-Butter-Kerzen. Schon beeindrucken, dieser Bau! Man kann auch in den 1. Stock, wo man einen super Blick über Lhasa bis hin zum Potala Palace hat. Wie blau der Himmel hier in Lhasa ist!

Wir ziehen durch den riesigen Markt mit den unzähligen Ständen und kaufen natürlich einiges ein. Aber es gibt einfach zu viele Sachen! Deswegen wird es dann auch Zeit, mal wieder was anzuschauen – wir lassen uns in der Riksha zum Potala Palace fahren, um den von außen nochmal zu bewundern. Ein gigantischer Palast! Wenn man „Sieben Jahre in Tibet“ gesehen hat, denkt man, das kann nicht echt sein. Aber es ist echt. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude!

Wir laufen zurück zum Barkhor Bazaar und weiter ins Muslimenviertel. In kleinen Garagen stehen überall Billardtische, an der Straße wird Brot verkauft, an den Plätzen finden Obst- und Gemüsemärkte statt. Die Hinterhöfe und einige der Straßen sind richtig ärmlich. Nach einiger Zeit reicht es dann auch – die Höhenluft und die pralle, sehr starke Sonne fordern eine Pause, also zurück ins Hostel und ein Stündchen schlafen!

Als wir am Abend unsere Tour bezahlen, erfahren wir, dass ein weiterer Jeep mit Amis die selbe Tour wie wir machen werden. Wir handeln noch aus, dass wir nur einen Guide für die zwei Autos haben werden, dafür aber natürlich weniger bezahlen ... was sich am Ende auch auszahlen sollte! Also brauchen wir nur noch ein paar Passfotos für die nepalesische Grenze, die wir in einem kleinen Shop machen lassen (mit Digitalkamera ohne Stativ, in 5 Minuten fertig!). Danach wieder durch den Bazaar bummeln und noch einige Sachen kaufen, und am Ende den Sonnenuntergang am Potala bewundern. Auf dem Weg treffen wir noch ein paar Muslime, die sehr leckeres Früchtebrot verkaufen – mmhmm!

Als wir am Abend nach dem Essen noch ein letztes Mal das Internet checken (die nächsten Tage wird das nicht möglich sein) und ein paar Sachen wegen Nepal recherchieren, erfahren wir, dass es vor ein paar Tagen einen Anschlag in Kathmandu gegeben hat. Schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man dort in einer Woche selber sein wird!

Keine Kommentare: