30. April 2007

Ich war oben – auf dem (noch) höchsten Gebäude Chinas!

Hat auch Vorteile, wenn man am Sonntag als letztes aus dem Büro geht... ja, richtig gelesen, dieses Wochenende war working weekend, weil nächste Woche in China offizielle Feiertage sind (Labour Holidays), und da wird dann eben das Wochenende davor gearbeitet, um anstatt der drei offiziellen freien Tage eine ganze Woche frei zu haben.

Und zufällig ist dann auch mein Chef aus Peking noch im Büro und meint, ob er mich noch zum Abendessen einladen soll. Klar, warum nicht. Der wohnt immer im Grand Hyatt, wenn er in Shanghai ist – und welch Zufall, dieses befindet sich in den oberen 37 Stockwerken des höchsten Gebäudese Chinas, im Jin Mao Tower – mit 421 Metern fünfthöchstes Gebäude der Welt. Noch. Denn daneben wird schon der nächste Superturm gebaut, das World Financial Center, ab Ende 2007 das höchste Gebäude der Welt...

Zuerst mal gehts durch den Eingangsbereich hoch in den 54. Stock, wo sich die Lobby des Hotels befindet ... schon mal nicht schlecht, v.a. nicht die Aussicht über die komplette Skyline Shanghais. Dann fahren wir weiter nach oben, in die Pianobar. Man denkt sich nichts besonderes dabei – aber sie ist natürlich besonders. Über der Bar befindet sich eine riesige Kuppel, in der sich spiralförmig die Gänge zu den Zimmern in 35 Stockwerken nach oben schlängeln. Ziemlich beeindrucken, muss ich sagen! Aber noch sind wir ja nicht oben. Also weiter in den 87. Stock, wo sich das Restaurant Cloud 9 befindet – hier sieht man die komplette Kuppel wieder nach unten zur Pianobar, und nach außen natürlich über die ganze Stadt. Richtig richtig cool, sag ich euch! Klar, die Preise sind auch entsprechend, aber in einer solchen Höhe isst man auch nicht alle Tage! Und v.a. nicht so gut...

Man könnte auch zur Aussichtsplattform hochfahren, in den 88. Stock – nur das kostet natürlich auch entsprechend. Dann schon lieber mit Ambiente essen!
Leider hab ich keine Fotos davon, warum sollte ich auch zur Arbeit meine Kamera mitnehmen ... beim nächsten Mal dann ;-) ... aber wen’s interessiert, einfach mal nach „Jin Mao Tower“ googeln.

27. April 2007

Typische Erlebnisse auf meinem Weg zur Arbeit

Normalerweise brauch in von Tür zu Tür etwa 30 Minuten ... und während dieser Zeit ist einiges los:

Noch im Compound: eigentlich stehen immer irgendwo ältere Frauen oder Männer rum, die grad die ersten Neuigkeiten austauschen oder schon vom ersten Einkauf zurückkommen ... meist haben sie dann irgendwelches Gemüse dabei, das es an jeder Straßenecke gibt, aber ab und an sieht man schon mal ein Huhn (mit allem außer Federn ... das wird dann auch alles gegessen – von den Füßen bis zum Kopf!!) in der Plastiktüte. Alles andere will ich gar nicht wissen.

Vorbei an ein paar Wachmännern in Uniform, und ich bin auf der Straße. Klar ist dort schon die Hölle los, wie immer und überall. Dann heißt’s erst mal warten an der Ampel. Mit zig anderen. Erst fahren mal die Busse und Taxen vor der Nase vorbei, weil die am schnellsten sind.... kurze Zeit später kommt eine Traube von Motorrollern, und dann das gleiche nochmal mit Radfahrern. So, endlich die Ampel grün, das heißt aber noch lang nicht, dass man einfach so über die Straße kann. Da fahren schon mal noch Rad oder Roller über die rote Ampel, außerdem haben die Rechtsabbieger Vorfahrt – und die bremsen auch nicht. Spätestens in der Straßenmitte besteht Lebensgefahr – die Linksabbieger kommen. Busse bremsen grundsätzlich nicht, die geben eher noch Gas. Taxen schlängeln sich irgendwie durcht die Fußgängermassen, genauso wie die Roller und Radfahrer. Puh, geschafft – fast. Da kann immer noch ein Radfahrer von der Gegenseite kommen – Falschfahrer also... Endlich wieder auf dem Gehsteig.

So gehts dann ein paar Minuten, vorbei an kleinen Läden und Restaurants, wo sich Schlangen bilden, um die begehrten Teigtaschen zu bekommen. Und da der Gehsteig meistens zu eng ist, gehen eben die Leute auf der Straße (ok, die ist nicht ganz so breit). Man muss halt bisschen aufpassen auf die Autos, Roller, Fahrräder, Karren und was sich da so alles bewegt. Plötzlich ist dann ein riesiger Radabstellplatz mitten auf dem Gesteig ... naja, dann nochmal eine Straße überqueren (s.o.), und schon strömen die Menschenmassen aus dem U-Bahn-Ausgang. Und es sind wirklich Massen, die nicht aufzuhören scheinen. Man schlängelt sich also zwischen den Leuten nach unten, und zum Glück fährt alle 2 Minuten oder so eine U-Bahn. Die ist natürlich immer voll, aber irgendwie quetscht man sich schon rein (oder wird gequetscht). Tür zu, los gehts. Schlimm wird’s dann an der nächsten Haltestelle, dort steht dann an jeder Tür einer, der die Leute hineinschiebt – in die eh schon übervolle U-Bahn. Und draußen stehen immer noch Menschen für ein paar weitere Bahnen... naja, so steht man da und kann sich nicht mehr bewegen, bis dann eben die Haltestelle kommt, an der man glücklicherweise wieder raus darf. Dann erst mal anstehen an der Rolltreppe, dann nochmal an der Schranke am Ausgang und dann wirds erst mal ruhiger. Am Aufgang putzt eine Putzfrau regelmäßig mitten zwischen den Leuten die Treppe – das bringt auch richtig viel zur Rush Hour. Draußen warten dann auf dem kompletten Weg zum Bürogebäude überall junge Chinesen mit ihren Flyern. Manche sehen schon, dass ich das alles nicht lesen und verstehen kann, andere auch wieder nicht ...

Dann endlich an unserem Tower, die Taxen stehen hier in 3er-Reihen und liefern die Mitarbeiter ab. Die Einweiser diktieren die Autos fleißig rum, einige Putzfrauen putzen Boden, Glastüren – bringt auch ziemlich viel um diese Uhrzeit. Dann anstellen am Aufzug – obwohl es für den Bereich bis zum 18. Stock (wo ich arbeite) sieben Aufzüge gibt, sind die natürlich voll. Durchschnittlich bleiben wir dann auch in jedem Stockwerk stehen, wo durchschnittlich ungefähr jeweils eine Person aussteigt. Aber man hat ja Zeit ... Zeit, um auf dem Monitor (den es so ungefähr in jedem Aufzug und auch Bus in ganz Shanghai und wahrscheinlich China gibt) einen Werbespot nach dem anderen anzuschauen. Man hat ja sonst nix zu tun.

So, angekommen! Und so geht das jeden Morgen. Langweilig nennt man was anderes! Aber dann hat man den Arbeitstag noch nicht überstanden, während dem man unzähige Handys im Großraumbüro klingeln hört – man stelle sich die bescheuertsten Klingeltöne in Deutschland vor und steigert das ganze dann noch um ein Vielfaches. Jeden Tag laufen mehrere Putzfrauen durch die Schreibtischreihen, putzen, saugen, ... auf der Toiletten (wo immer super beruhigende Musik läuft) wird sowieso irgendwie nach jeder Person geputzt, aber es gibt ja genug Menschen hier die Arbeit brauchen...

Dann wird erst mal gearbeitet ... und abends geht’s dann natürlich wieder nach Hause – aber zum Glück nicht mehr in der Rush Hour, es ist also alles ein bisschen ruhiger und nicht ganz so voll (was für deutsche Verhältnisse aber noch immer voll heißt).

24. April 2007

Noch ein paar Kommentare zur Wohnung...

Also, wie gesagt, eigene Wohnung. Der Komplex besteht aus 8 oder 10 Blocks oder so, jeder hat 8 Stockwerke, die Eingänge werden Tag und Nacht überwacht. Viele Ausländer hab ich noch nicht gesehen (deswegen schauen sie mich morgens auch immer alle so komisch an) ... überhaupt sehen manche der Wohnungen von außen sehr „chinesisch“ aus – also, die Wäsche hängt draußen, auf dem Balkon stehen tausend Sachen... Innen: Die Wohnungen sind super geräumig, eigentlich viel zu groß, aber ganz ok eingerichtet mit allem was man so braucht – v.a. Licht gibt es genug, denn eine Beleuchtung reicht ja nicht aus, das müssen schon fünf verschiedene sein. Ausnahme ist die Küche, die ist eher spärlich ausgestattet – denn wer kocht hier schon selber, wenn man ab 1 € irgendwo was Vernünftiges zu Essen bekommt! Natürlich hat jedes Zimmer Klimaanlage, die im Sommer anscheinend ganz nützlich sein soll. Dafür gibt es keine Heizung – man kann ja die Klimaanlage auf warm stellen. Natürlich haben wir WLAN, einen riesen Ferseher im Wohnzimmer und noch einen in meinem Zimmer. Nur blöd, dass alle bis auf ein Sender auf Chinesisch sind! Aber es gibt ja auch DVD-Player, die billigen DVDs gibts gleich um die Ecke ;-)

Wenn man die Wohnung mal genauer anschaut, erkennt man aber doch einige Konstruktionsmängel ... einige Sachen weisen schon mal Rostspuren auf, wenn es regnet steht der verglaste Balkon unter Wasser (aber das sieht man mit freiem Auge – da is so ungefähr gar nix dicht). Dichte Fenster sind auch was anderes, aber naja. Ist ja nicht mehr Winter! Blöderweise sind hier die Matratzen ziemlich hart. Die erste Nacht konnte ich gleich mal gar nicht schlafen, aber zum Glück war im Schrank eine Matratzenauflage, damit gehts einigermaßen. Und man gewöhnt sich an so manches!

Was super praktisch ist: wir haben, wie fast jeder hier – eine Putzfrau, die so ungefähr alles macht was man sich vorstellen kann. Sie kommt 2 x die Woche, putzt, wäscht, bügelt, spült ab, hilft auch mal beim Einkaufstüten schleppen – was mach ich nur, wenn ich wieder in Deutschland bin??!!

Und man glaubt es kaum: ich hör morgens wenn ich aufwach Vögel zwitschern! Am Anfang hab ich es ja noch nicht geglaubt, aber es ist wirklich so! Kaum vorstellbar in Downtown Shanghai! Außerdem scheint die Sonne immer schön in mein Zimmer...

22. April 2007

In der eigenen Wohnung

So, vorbei ist es mit bedient werden im Hotel ... seit heut wohn ich in einer eigenen Wohnung im Zentrum Shanghais. Wir sind zu zweit, meine Mitbewohnerin ist halb Chinesin halb Malaysierin, arbeitet und scheint ganz nett zu sein. Die Wohnung ist eigentlich viel zu groß, aber egal. Liegt in einem schönen Compound, ganz ruhig, 10 Minuten von der U-Bahn und Fitnessstudio gegenüber. Lässt sich schon leben hier!

Cheryl hat mich auch gleich mal bisschen in der Umgebung rumgeführt, ist mit mir shoppen gegangen, denn jetzt ist Selbstversorgung angesagt! Schöne Umstellung nach einem Monat Hotel... Und weil wir im Carrefour waren, hab ich dann natürlich gleich deutsches Vollkornbrot gekauft – musste mal wieder sein! Aber diese importierten Sachen sind teuer, das glaubt man kaum! Naja, ab und zu ein bisschen Luxus ...

21. April 2007

Bin ich wirklich in China??

Endlich wieder Wochenende! Über mangelnde Arbeit kann ich mich nicht beklagen, mein Chef schiebt mir fleißig Projekte zu, die am besten schon gestern fertig sein sollten. Außerdem hab ich jetzt zweimal die Woche Chinesischkurs nach der Arbeit, der eigentlich echt ganz gut ist. Nur 4 Leute im Kurs und das Tempo ist gar nicht mal so langsam ... nur blöd, dass ich zum Vokabeln lernen immer keine Zeit hab.

Naja, also Freitag Abend, es ist mal wieder Teppanyaki-Essen angesagt, weil 2 Mädels am Wochenende heimfliegen. Wie auch schon am vorigen Wochenende ist es ein riesen Spaß und viel zu viel Essen. Wenn man einmal Teppanyaki anfängt, kann man nicht mehr damit aufhören – dafür schmeckt es zu gut! Es geht halt ins Geld – für dieses Geld isst man sonst ein oder zwei Wochen lang!

Danach auf der Straße, wie immer irgendein Rosenverkäufer, der uns seine Blumen andrehen will. Wir diskutieren bisschen mit ihm rum, dann kommt plötzlich ein Polizist, packt ihn am Kragen und beginnt, ihn zu beschimpfen und rumzuschupsen. Es dauert keine Minute, schon kommen zwei weitere Polizisten. Wir wissen zwar nicht, um was es geht, aber ein bisschen krass ist das schon! Nach ein paar Minuten verschwindet der Rosenverkäufer ... an die nächste Straßenecke.

Danach gehen wir nach einiger Diskussion über ein vernüftiges Ziel noch in die Mural-Bar – 10 € Eintritt, Getränke frei. Logischerweise findet man dort so gut wie keine Chinesen. Man könnte in jeder anderen Bar in jeder Stadt der Welt sein, nur eben nicht in China, wo sonst alles billig ist und haufenweise Chinesen rumlaufen. Die Hälfte der Leute ist deutsch, und wie’s der Zufall will, treff ich eine Studentin aus Deggendorf. Die Welt ist klein ... Preiswert ist Weggehn wirklich nicht, so gut wie kein Unterschied zu zuhause. Aber wenn man mal genug von Chinesen hat ...

16. April 2007

Ein Wochenend with the best food ever und viel Spaß und kleinen Abenteuern in Hangzhou

Und das war auch mehr als überfällig nach einer relativ stressigen Woche in der Arbeit. Los geht’s Freitag Abend nach der Arbeit (ja, hier wird regelmäßig bis 19 Uhr gearbeitet), Ziel ist ein Restaurant in der Innenstadt – Teppanyaki-Essen (japanisch, für die, die’s nicht wissen)!! Wer’s einmal gemacht hat kommt glaub ich nicht mehr davon weg ... es ist einfach klasse. Wir sind 10 Leute, sitzen um den „Herd“, also eine Stahlplatte, wo vor unseren Augen die leckersten Sachen gebraten werden. All you can eat and drink für 17 €, da haut man schon mal rein! Alle möglichen Fleischsorten, Meeresfrüchte, gebratenes Gemüse, Sushi, Sake, Bier ... da schlägt man sich den Magen schon mal voll! Vor allem kann man nicht aufhören mit Essen, denn es schmeckt WIRKLICH hammer-gut! Und dann noch das Ambiente – es wird vor den Augen gekocht (und der Typ versteht was von seinem Handwerk!!), immer wieder nachbestellt, und natürlich tut der Sake das Übrige... Am Ende kugeln wir mehr als wir laufen, eigentlich ist schon ein Bierchen in der nächsten Bar zuviel. Aber da muss man wohl durch...

Später als gedacht geht es nach Hause – und früher als gewollt aus dem Bett. Der erste Trip steht auf dem Programm, Ziel ist Hangzhou, ca. 2 Stunden mit dem Zug von Shanghai entfernt. Doch allein schon bis zum Bahnhof bin ich mit zweimal Umsteigen fast 45 min. unterwegs. Es ist einfach alles viel zu riesig hier!

Dort treff ich dann die anderen und zu sechst (alles deutsche Praktikanten hier: Geli, René, Dominik, Carlos, Thomas, Manuel und ich, kennengelernt am Sonntag vorher beim deutschen Stammtisch...) machen wir uns auf den Weg in den Zug (allein der Bahnhof ist schon ein Wahnsinn!!). Mit ICE-Standard fahren wir durch ödes Gebiet, außer häßlichen Blockbauten sieht man nicht wirklich viel. Bei der Ankunft sehen wir (natürlich) erst mal nur Menschen – diese Massen kann man sich gar nicht vorstellen!

Die Stadt selber ist dann erst mal gar nicht interessant, nur Betonklötze. Aber die wollen wir auch nicht sehen, sondern den berühmten West Lake, wegen dem Touristen aus dem ganzen Land kommen und für den die Stadt berühmt ist. Leider ist es etwas bedeckt, aber egal. Endlich Natur!

Plan ist also, gemütliches Mittagessen am See. Sieht auch erst ganz gut aus, nette Restaurants, Preise ok ... aber das denken wir auch nur bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Gerichte sehen. Das sind eher Häppchen als irgendwas anderes, außerdem nicht wirklich lecker... naja, war wohl ein Reinfall. Dann müssen wir eben abends in die „Fressmeile“ der Stadt! Aber erst mal zu Starbucks und den Magen mit einem Muffin füllen...

Nächstes Ziel: unsere Jugendherberge, um Gepäck abzuladen und ein paar Infos zu bekommen. Problem: es gibt anscheinend viel zu wenige Taxis in Hangzhou. Nach einer Weile kommt dann ein Großraumtaxi vorbei, der gleich mal 6 oder 7 € verlangt – damit kommt man durch halb Shanghai!! Wir sagen, maximal 3 oder 4, das will er aber nicht, also wieder zurück auf die Straße ... er fährt weiter, aber nur ein paar Meter, bleibt stehen, zieht seine Karte raus und sucht erst mal, wo wir denn eigentlich hinwollten. Er steigt aus, schon ist der Preis niedriger, aber immer noch zu teuer... er steigt wieder ein, nach einer Weile wieder aus – und wir fahren für 4 € ... geht doch! Ok, auskennen tut er sich nicht wirklich, aber welcher Taxifahrer in China tut das schon?! Am Ufer des Sees entlang, vorbei an einer Pagoda auf einem Hügel – und einigen „Reproduction“-Shops – was da wohl reproduziert wird?! ;-)

Nach einigen Umständen und Anrufen in der Jugendherberge finden wir dann fast hin, der Besitzer holt uns an einer Bushaltestelle ab ... und schon sind wir da. Es ist überhaupt nicht das, was wir uns erwartet haben – die Jugendherberge ist nagelneu, super eingerichtet und ausgestattet! Da lässt es sich leben! Wir haben ein 10-Bett-Zimmer zu siebt mit eigenem Bad. Welch Luxus! Naja, chinesisch ist es dann doch ein bisschen – erst mal Tee vor dem Einchecken, und nach ein oder zwei Stunden haben wir dann auch endlich den Schlüssel!

Also, ab an den See! In der Jugendherberge haben sie uns einen Weg empfohlen, der nicht ganz so überlaufen ist, doch den finden wir leider nicht. Also eben dorthin, wo die unzähligen chinesischen Touris auch laufen... Aber zum Glück ist es abseits der „Hauptverkehrsstraße“ schon viel ruhiger. So viele Bäume, so viel grün, reine Luft, Stille – diese Seite China’s kennen wir noch gar nicht! Mitten durch den See führt eine Straße, rechts und links im Wasser sieht man Boote, einige touristisch, die anderen sehr traditionell. Überall blühen Blumen, einfach schön! Am Ende finden wir dann auch noch ein Plätzchen, wo wir fast allein sind und genießen die Ruhe...

Doch dann packt uns der Hunger und es muss endlich was Essbares her. Mit dem Taxi geht es also in die Altstadt, in die im Reiseführer beschriebene Fressmeile. Wir steuern dann auch gleich ein empfohlenes chinesisches Restaurant an, anscheinend das beste der Stadt. Deshalb ist auch einiges los, also anstellen ... währenddessen nehmen die Bedienungen schon mal die Bestellung auf, das muss hier alles schnell gehen!! Endlich sind wir dran, werden in den 3. Stock geschickt, der Tisch wird ruckzuck abgeräumt und genauso schnell wieder gedeckt – und schon steht das Essen auf dem Tisch. Und ich sag euch, es ist das Leckerste, das ich bis jetzt gegessen hab (obwohl ich bis jetzt immer gutes Essen hatte)!!!! Da wir in China sind, sitzen wir an einem runden Tisch, in der Mitte ist eine Platte, auf dem das Essen nach und nach serviert wird und die man drehen kann – also jeder bedient sich von jedem Teller. Ich weiß nicht, wie viele Gerichte wir hatten, auf jeden Fall zu viele!! Und dann die Rechnung: jeder bezahlt am Ende 5 € - unvorstellbar... Der Spaß kommt auch nicht zu kurz an dem Abend – erst verdrehen die chinesischen Bedienungen noch jedesmal die Augen, wenn wir mal wieder ein Gericht oder ein Bier nachbestellen ... die laufen (!!) dann die Treppe runter, wieder rauf ... und das den ganzen Abend; klar machen wir uns da einen Spaß draus und beklatschen sie dann auch mal, machen Fotos ... und die finden das alles klasse. Am Ende sind wir das Highlight des Tages – und versuchen dann natürlich das Unmögliche: einen Tisch für den nächsten Abend zu reservieren. Aber denkste, nichts ist unmöglich in China, mit ein bisschen Verhandeln geht alles. Auf ein Neues am Sonntag!

Doch erst mal noch einen kleinen Verdauungsspaziergang und auf ein Bierchen, bevor es zurück in die Herberge geht. Da wir natürlich keinen Plan haben, laufen wir mehr oder weniger planlos durch die Straßen, fragen ein paar Taxifahrer, die uns eigentlich sagen wollten, dass es gleich um die Ecke ist – aber sprechen wir chinesisch??!! Also lassen wir uns 3 Minuten kutschieren – kostet ja nix. Ok, es ist nicht der tollste Schuppen, die Musik ist auch nicht der Wahnsinn – aber stört uns eigentlich nicht. Bekommen gleich die tollste Sitzecke im ganzen Club mit privater Bedienung – nicht übel! Wir verstehen zwar nicht, was der uns verkaufen will, deswegen mal auf Nummer Sicher und Bier... Später will er uns dann wieder was verkaufen und deutet immer auf eine blöde Whiskey-Flasche – naja, versuchen kann man es ja mal. Klar, wir bekommen keinen Whiskey sondern 12 Flaschen Bier – das hießen also die Zeichen und die paar Nummern... und es war ein Angebot. Vorteil, wenn man lesen kann!

Die Nacht ist angenehmer als gedacht, schließlich schläft man hier auf Holzlatten und dünner Auflage. Aber da wir mehr Betten haben als Leute, gibt’s für jeden noch eine zusätzlich Unterlage, und es ist fast wie im normalen Bett – was will man mehr für 5 €?! Frühstück haben wir natürlich auch rausgehandelt, doch es ist dann etwas anders als erwartet ... es dauert ewig, jeder Kaffee wird einzeln serviert, dann Spiegelei, Speck – doch wo bleibt der Toast?! Ja, wir haben westliches Frühstück bestellt, denn gebratene Nudeln am Morgen?? Naja, der Toast kommt dann eine Stunde später ;-)

Und endlich geht es los. Leider können wir uns nur 4 Fahrräder ausleihen, aber geht schon für den Anfang. Wir finden dann auch noch ein 3 mehr. Sind nicht der Wahnsinn, aber fahren. Also erst mal an der Hauptstraße entlang, durch einen Tunnel – soviel ungesunde Luft hab ich noch nie im Leben geatmet glaub ich!! Und schon ist das erste Rad kaputt... ein Pedal fällt ab. Na toll. Also stehenbleiben. Und da Chinesen überaus nett sind, versuchen sie alles. Blöderweise stehen wir an der Einfahrt zu einem Teemuseum oder so, also werden busweise Touris angekarrt. Natürlich chinesische oder japanische oder so... schon aus dem Bus werden wir fleißig fotografiert (wann sieht man schon 7 deutsche auf einmal??). Dann steigen die auch noch alle aus, und los geht das Fotoshooting. Is ja ganz lustig am Anfang mit den Kids, aber dann will plötzlich jeder – ok, es nervt!

So, nach erfolglosen Versuchen der Reparatur lots uns ein Chinese mit seinem Roller ins nächste Dorf, in eine super-winzige Reparaturwerkstatt, die ca so groß ist wie ein kleines Badezimmer. Für 50 Cent ist das Pedal wieder dran, weiter gehts. Aber leider nur 5 min., schon ist es wieder locker. Also nochmal zurück, wieder reparieren lassen... wir fahren inzwischen in ein Teefeld neben der Straße und helfen den Chinesinnen beim Teepflücken – es sieht dort wirklich so aus, wie man es im Fernseher sieht. Teesträucher, dazwischen die Chinesen mit ihren gelblichen spitzen Hüten und dem Teekorb – sehr sehr nett!

Dann geht es endlich weiter. Wir fahren eine Zeit lang durch den Wald, bis wir endlich zur Hauptattraktion Hanzhous kommen: dem Lingyin Tempel. Natürlich sind hier wieder Touristen, aber das ist eben so in China. Zuerst also Eintritt zahlen für den Park. Wenn die Tourigruppen mit ihren orangen Kappen und Lautsprechern nicht wären, wär es echt auszuhalten hier! Dann sind wir endlich bei der Anlage – und sie ist riesig!! Natürlich nochmal Eintritt zahlen, aber es lohnt sich. Es sind nicht mehr so viele Leute, aber dafür umso mehr Räucherstäbchen. Die werden dann in ziemlich großen Mengen an den Feuern angezündet und damit gebetet. Die Tempelanlage ist an einen Hang gebaut, hinter den riesigen Gebäuden mit den überwältigend großen Statuen kommt immer noch einer! In einem der Tempel sehen wir singende Mönche.

Genug gesehen, es geht mit dem Rad wieder zurück an den See, dort wo nicht so viele Touris sind. Die Gärten sind sehr schön angelegt, viele Blumen, grün ... Kinder lassen Drachen steigen. Nach einem Eis auf der Wiese schieben wir das Rad am Ufer entlang und genießen die Ruhe – das kann so schön sein nach der Hektik in der Großstadt!

Aber dann müssen wir auch schon wieder zurück, auschecken, Fahrräder zurückgeben und dann möglichst schnell wieder in die Stadt ins Restaurant. Doch blöderweise ist natürlich kein Taxi zu bekommen. Dann eben Bus. Wir wissen natürlich nicht, welchen, aber Fragen kostet ja nix. Und die verstehen uns sogar! Der Bus wird immer voller – und wir haben natürlich keine Ahnung, wo unsere Haltestelle ist... und natürlich sind wir eigentlich schon viel zu spät dran. Das Restaurant ruft an – aber natürlich auf chinesisch. Ein paar Leute im Bus übersetzen dann ... die anderen sagen immer irgendwas von 4 – bis einer dann endlich sagt, dass wir jetzt in der betreffenden Straße sind, wo wir hinwollten – er wollte also sagen, noch 4 Haltestellen bis hier hin. Aaaaahhhhh!!! Also noch schnell die Querstraße sagen (inzwischen kann man sich nicht mehr bewegen im Bus), anscheinend noch 2 Haltestellen – und es stimmt wirklich. Es ist eine Qual, aus dem Bus zu kommen, aber wir haben überlebt! UND sind richtig angekommen!

Kurz bevor wir im Restaurant ankommen, fängt es zu regnen an – genau zum richtigen Zeitpunkt nach einem traumhaften Tag. Im Restaurant werden wir schon empfangen und vorbei an den wartenden Leuten zu „unserem“ Tisch gelotst ... um im Spalier mit Applaus von den Bedienungen empfangen – schönes Gefühl, sag ich ;-)

Das Essen ist natürlich wieder der Wahnsinn, wie am Tag vorher ein riesen Spaß. Inzwischen schüttet es und wir wollen uns zum Bahnhof ein Taxi bestellen lassen. Natürlich wird keins bestellt, die versuchen dann, als wir endlich unten an der Tür sind, eins von der Straße zu holen (was bei Regen so gut wie unmöglich ist). Also marschieren wir los, um den Zug nicht zu verpassen... so weit ist es dann auch wieder nicht. Und gut für die Verdauung. Wenn schon der chinesische Schnaps (was es auch immer war) nicht hilft! First Class wieder zurück nach Shanghai, wo wir von dem Taxifahrer (die U-Bahn fährt natürlich nicht mehr!) gleich mal saftig beschissen werden (der Taxometer läuft ca. doppelt so schnell wie normal), also steigen wir aus, zahlen nur die Hälfte – und der meckert nicht mal – der wusste genau, was er macht... Das nächste Taxi bringt uns dann zum normalen Tarif zurück ... zurück in die zubetonierte, lärmende Stadt. Nach Hangzhou geht es sicher nochmal – und spätestens zur Expo 2010 in Shanghai, wenn wir uns wieder treffen und in „unser“ Restaurant nach Hangzhou zum Abendessen fahren...

9. April 2007

Das ist China

Es gibt hier unzählige Essensstände auf den Straßen. Meist an Kreuzungen, in der Nähe von Bushaltestellen usw. Es reiht sich einer an den anderen. Zwischendrin wieder Buchverkäufer. In dieser Woche hab ich es mal gewagt, diese Essen auszuprobieren – die Hygiene hat mich vorher davon abgehalten, und das Unwissen, was die denn überhaupt anbieten. Aber egal, werd es schon überleben. Also, los gehts. Es gibt verschiedene Spieße, mit Fleisch, Gemüse, Fisch und verschiedenen anderen Sachen. Klar, ich weiß nicht ganz genau, was da so alles drauf ist, aber ich nehm mal das, was einigermaßen vertraut aussieht. Die Spieße werden dann gebraten, natürlich mit schön viel Öl, wie fast alles hier – ok, das gleiche gibts auch gekocht – und dann noch schön gewürzt – perfekt! An anderen Ständen gibt es eine Art Mehlspeise, an anderen Ananas ... sehr sehr lecker! Und ich lebe noch ;-)

Sehr bekannt sind auch gefüllte Teigtaschen – jaozi. Weil ich grad Lust drauf hab, will ich mir welche kaufen – aber weder englische Karte noch englischsprachige Mitarbeiter. Also sagt sie irgendwas und fragt sie mich, wieviele. Ich sag 4, bezahl umgerechnet 80 Cent und hol sie mir ab ... aber ich bekomm natürlich nicht 4 Stück sondern 4 mal 4 Stück ... tja, Pech, wenn man kein Chinesisch versteht!

Es ist krass, wie viele Leute hier immer und überall unterwegs sind. Egal zu welcher Tageszeit, in der Metro ist es fast immer voll – und zwar so richtig. Zur Rush Hour ist sie so voll, dass man sich nicht mehr bewegen kann, die Türen gehen gerade noch zu. Die Treppen und Gänge sind verstopft, man wird eher geschoben als man selber geht. Wenn die Ampel rot ist, sammelt sich ein regelrechter Menschenpulk an! In den wenigen kleinen Parks findet man nie ein wirklich ruhiges Fleckchen, wo man allein wär, in den meisten Restaurants ist es zu den Essenszeiten auch extrem voll. Und klar, es sind fast nur Chinesen. Außer man ist in der Nähe von Touristenzielen, dann kann es schon vorkommen, dass mal mehrere Ausländer zu sehen sind. Und das ist inzwischen schon ziemlich komisch. Man schaut sich gegenseitig an und denkt so ungefähr, was machen denn die da... ;-)

Vor allem kleine chinesische Kinder finden es immer sehr interessant, wenn ein Europäer neben ihnen sitzt oder geht. Die beobachten einen sehr genau, manche stellen ihre paar englischen Wörter, die sie können zur Schau und freuen sich, wenn man ihnen darauf antwortet!

Und auch das ist China: Leute spucken auf die Straße (in der U-Bahn gibt es Schilder, dass man dort nicht spucken darf!), man wird gerempelt, in der U-Bahn oder im Aufzug wartet man nicht, bis die Leute ausgestiegen sind sondern man steigt gleichzeitig ein – klar, dass das ein Gedrängel gibt. Verkehrsregeln, wie wir sie kennen, gibt es nicht, man muss wirklich aufpassen, nicht überfahren zu werden. Am Tisch wird geschmatzt, Nasenbohren in der Öffentlichkeit ist relativ normal ... alles Sachen, an die man sich erst gewöhnen muss (wenn das geht!) ...

Oder das: Letzte Woche hab ich zufällig entdeckt, dass gegenüber von meinem Hotel ein Waschsalon ist. Aber anscheinend noch nicht so lange, denn es funktioniert noch nicht. Also schau ich gestern vorbei, aber der Trockner funktioniert noch nicht. Morgen, sagen sie mir ... Also schau ich heute früh nochmal vorbei, denn irgendwann wird es mal Zeit, Wäsche zu waschen (es gibt zwar den Service im Hotel, aber da würde ich dann umgerechnet etwa 1 € pro Stück zahlen). Heut sind dann zwei asiatische Amerikaner da, und die erklären mir, dass der Trockner noch immer nicht funktiniert. Wahrscheinlich am Nachmittag. Also am Nachmittag nochmal hin, doch sie schneiden noch immer an den Blechen rum. Der Amerikaner ist ziemlich verzweifelt, alles müsse man ihnen erklären. Und dann sagt er, dass das hier erst der zweite (!!) Waschsalon in ganz Shanghai ist!!! Eigentlich unvorstellbar, aber es is wohl so...

8. April 2007

Ein Stück Heimat in der Ferne

Ja, richtig gelesen, das gibt es wirklich hier. Nicht nur die Paulaner-Biergärten, sondern auch ein deutsches Restaurant mit Erdinger Weißbier ... sehr praktisch gelegen, weil gleich neben meinem Hotel. Und genau dort findet alle paar Wochen ein studiVZ-Stammtisch statt! Sonntags gibt es dort das Essen (normalerweise auf deutschem Preisniveau) zum halben Preis – leider das Bier nicht, also zahlt man schon mal 4,50 € für ein Weißbier! Aber guad schmeckts trotzdem! Das Essen schmeckt (fast) wie zuhause ... ja, der Zwiebelrostbraten ist schon nicht übel. Und mal wieder gutes Brot! So gut das lokale Essen ist – ohne deutsche bzw. bayrische Küche geht’s halt auch nicht! Wen die Karte interessiert: http://www.max-moritz.com.cn/ ... und man beachte die Deko im Hintergrund des Fotos ;-)

Und endlich lern ich auch mal ein paar Leute kennen! Ok, alle Deutsche, aber das ist zur Abwechslung mal gar nicht so übel. Und daraus ergibt sich dann auch schon die Planung für das kommende Wochenende...

Dort, wo die Häuser niedriger sind

Ja, auch das gibt es. Und zwar im Viertel French Concession, von dem Shanghai den Namen Paris des Ostens hat. Die Straßen sind gesäumt von Bäumen, die Häuser sind hauptsächlich im französischen Stil gebaut. In diesem Bereich findet man auch einen Großteil der Restaurants, Geschäften und Bars.

Ein richtig stylisher Teil davon ist Xintiandi, wo alte Häuser neu renoviert wurden. Jetzt befinden sich unzählige Geschäfte, Restaurants und Bars aus der ganzen Welt in den Häuser. Die Preise sind wirklich gesalzen, sie können mit jeder Großstadt in Europa mithalten. Natürlich gibt es dort auch ein Paulaner mit original deutschem Bier und richtig bayrischen Gerichten. Klar, das hat seinen Preis, für ein 0,33 l Weißbier zahlt man hier ca. 6 €! Nebenan in einem italienischen Eiscafé kostet eine Kugel schon mal 2,50 €. Klar, dass man hier viele Touristen sieht.

Auch eine ganze Reihe richtig cooler Bars befindet sich hier. In einer davon war ich am Vorabend mit Carmen (eine Österreicherin, die ich letzte Woche kennengelernt hab) und Wayne (ein Trainee bei der Deutschen Bank). Sie ist wirklich schick eingerichtet, mit viel Glas, Spiegeln, Lampignons, alles ziemlich extravagant. Dazu chinesische Lifemusik und einen wirklich leckeren Cocktail...

In einem der Gebäude befindet sich ein kleines Museum, das die Entwicklung des Viertels darstellt. Auch die Einrichtung eines typischen Hauses von früher wird hier dargestellt.

Nicht weit entfernt befindet sich der Fuxing Park, eine nette kleine Grünanlage mit vielen Bäumen, einigen Brunnen, Blumenbeeten und vielen Bänken. Auf der Grünfläche lassen Kinder ihre Drachen steigen, einige spielen Badminton. Die älteren Herren haben auf den Parkbänken ihre Brettspiele aufgebaut. Umringt von einem Pulk spielen sie Spiele, die ich natürlich nicht kenne.

Man trifft hier auch auf Leute, die rückwärts durch den Park gehen (weil das anscheinend gesund sein soll), und im Anschluss daran komisch Übungen machen...
Generell ist das Viertel sehr angenehm, weil noch etwas kleinstädtischer und nicht vollgepflastert mit Hochhäusern. An den Straßen sind viele kleine Läden, Massage-Salons. Doch kaum kommt man zurück auf die touristische Hauptstraße mit den etwas teureren Geschäften ist wieder die Hölle los!

Ostern in China

... gibt’s eigentlich nicht, da es sehr wenige Christen gibt hier. Aber es gibt ja genug Deutsche hier, und auch eine Kathedrale mit Bischof, und noch eine katholische Kirche ... also bringt eine Österreicherin in Erfahrung, dass heute in dieser Kirche ein Ostergottesdienst gehalten wird, sogar auf deutsch von einem deutschen Pfarrer. Es sind erstaunlich viele Leute da (ich schätz so 200), der Gottesdienst läuft ab wie zuhause, außer dass auch gleich noch einer getauft und eine gefirmt wird! Alles in allem recht nett, ein paar haben sogar ein Osternest mitgebracht. Ich hab leider nirgends Schoko-Osterhasen oder Eier gefunden, also eben einmal Ostern ohne diese Sachen ;-)

Allen, bei denen Ostern ist, hiermit schöne Ostern und schöne freie Tage!

7. April 2007

Die erste Woche Arbeit vorbei

... und die war nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hab. Los gehts damit, dass an meinem ersten Tag weder die Leute aus der Personalabteilung noch die Assistentin in meiner Abteilung da sind, die ich schon von E-Mail und Telefon kannte. Die Abteilungsleiterin ist auch weg, und von den anderen weiß keiner so richtig, was sie mit mir anstellen sollen. Mein Benutzerkonto für Windows, E-Mail und andere Programme ist natürlich auch noch nicht vorhanden (und das ändert sich die ganze Woche nicht, weil das über die DB in Hongkong eingerichtet wird und zwischendrin noch einige Male von verschiedenen Personen in Shanghai abgesegnet werden muss!), also einloggen mit dem Passwort einer Praktikantin auf dem wohl langsamsten Laptop in der ganzen Bank! Beim Mittagessen mit der Abteilung erfahre ich dann in groben Zügen, was ich denn so machen werd, doch da ich noch überhaupt keine Ahnung von irgendwas hab und alles nur ganz kurz angeschnitten wird, weil keiner so richtig viel Zeit hat, sind das für mich noch eher Rätsel als Aufgaben...

Im Laufe der Tage und durch Gespräche mit den anderen Mitarbeitern (die aber grundsätzlich nie Zeit haben) wird dann so einiges klarer, doch blöderweise müsste ich einiges mit meiner Chefin absprechen, die aber die ganze Woche nicht im Büro ist. Also, bissl durch die Dateien klicken, einen ersten Eindruck von den ganzen Produkten bekommen und wie die Arbeitsweise hier ist.

Ich bin übrigens im Corporate Banking Coverage, das ist der Bereich, in dem Relationship Manager sitzen (diejenigen, die Firmenkunden generell betreuen). In diese Abteilung wurde ich mehr oder weniger reingesteckt (Verkauf ist ja nicht so meine Sache), aber es ist laut den Kollegen die Abteilung, in der man den größten Einblick in die Geschäftsfelder der Bank bekommt, da man über alle Produkte usw. Bescheid wissen muss. Ich hoff natürlich, auch mal in andere Abteilungen reinschnuppern zu dürfen ... aber das muss ich mit meiner Chefin noch aushandeln – wenn sie mal da ist ...

Mein größtes Projekt vorerst ist, einen Account Management Plan zu erstellen, also Firmen zu analysieren, das Geschäftspotential herauszuarbeiten ... das hört sich eigentlich ganz spannend an und wird mit Sicherheit nicht wenig Arbeit, da die Infos dazu wahrscheinlich nicht einfach zu bekommen sind. Dann muss ich für die Geschäftsstellen weltweit Besonderheiten der Produkte am chinesischen Markt darstellen (damit die wissen, was hier so läuft, um ihre Unternehmen dementsprechend beraten zu können). Das ist auch nicht uninteressant, weil ich dadurch einen ziemlich guten Einblick in den chinesischen Markt und die Strukturen, die man hier beachten muss, bekomme. Und was sonst noch so kommt ... mal schaun. Es wird bestimmt kein Kaffee-koch-Praktikum oder ein Zurücklehnen, die verlangen auch relativ viel Eigenständigkeit und Engagement von meiner Seite, was bestimmt lehrreich wird! Und dann eben noch die Tatsache, dass das fast alles Chinesen sind – die Langnasen kann man an einer Hand abzählen (immerhin ist einer davon in meiner Abteilung, ein eher ruhiger Typ, aber mit viel Erfahrung in China, ein anderer, der in Beijing sitzt, soll mich wohl betreuen). Ganz zu schweigen von ausländischen Praktikanten, da bin ich die einzige ... Es gibt wenige chinesische Praktikanten und 2 oder 3 Trainees, einen davon in meiner Abteilung, der auch wirklich in Ordnung ist.

Arbeiten tut man hier übrigens in Großraumbüros, die Abteilungsleiter haben meist ein separates Glasbüro, für manche Abteilungen braucht man einen extra Zugangsberechtigung. Meine und die meisten anderen Abteilungen sind im 18. Stock, mitten im Finanzzentrum Shanghais. Ein Deutscher erzählt mir, als sie vor ca. einem Jahr hier eingezogen sind, war alles ziemlich leer – jetzt platzt das Stockwerk aus allen Nähten! Außenrum gibt’s eigentlich nur Baustellen, man sieht perfekt auf den Pearl Tower und die Skyline von Pudong, auf der anderen Seite über den Fluß nach Puxi. Oben im 33. Stock sitzt das Private Wealth Management – und ich sag euch, das ist ein nobler Schuppen! Da wäre man gerne selbst Kunde...

Das Arbeitsklima hab ich mir ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt. Es ist eine eher ernste Angelegenheit hier, jeder sitzt vor seinem PC und arbeitet vor sich hin, für irgendwelche Witzelchen oder etwas Zwischenmenschliches ist keine Zeit ... ich weiß noch nicht, ob es an den Chinesen liegt oder an der Abteilung – aber wahrscheinlich an der Chefin, so meint auch der Trainee. Und da sind wir uns einig – eine etwas lockerere Atmosphäre wäre auf jeden Fall angenehmer ... aber da man sich das nicht aussuchen kann, werd ich es wohl oder übel überleben und daraus lernen. Was einen nicht umhaut, macht einen härter!

Was war sonst noch die Woche? Am Donnerstag musste ich zum Gesundheitstest – das ist vielleicht eine Prozedur! Eine nette Dame (bzw. ihr Fahrer) von der Organisation, die die Deutsche Bank beauftragt hat, bringt mich zu diesem Testcenter ans andere Ende der Stadt durch die krasseste Rush Hour, die ich bis jetzt gesehen hab und vorbei an zahllosen Hochhäusern. Dann gehts los. Erst mal Fotos machen für die Arbeitserlaubnis, Aufenthaltserlaubnis und was weiß ich. Dann anmelden, ewig anstehen, dann geht der Test los – und es wird wirklich alles durchgecheckt! Anscheinend ist alles ok, denn sie lassen mich wieder gehen ;-) Mit der Aufenthaltserlaubnis, die ich dann irgenwann bekomm, kann ich mich anscheinend frei in Asien bewegen, ohne Visum usw., ein- und ausreisen im nächsten halben Jahr so oft ich will ... somit hätte sich auch die Geschichte mit meinem Visum erledigt, denn bis jetzt hatte ich nur ein Visum für einmalige Einreise – hätte also nicht mal nach Hongkong fliegen können bzw. erst bei irgendeiner Organisation die Änderung des Visums beantragen müssen... Bürokratie eben ;-)

1. April 2007

Hinein ins Nachtleben Shanghais

Irgendwann muss ich ja damit anfangen, das Nachtleben Shanghais zu erkunden. Also ziehe ich mit Tobi (Deutscher), Aurora (Französin), Emma und Amy (Chinesinnen) los. Es soll ins Park 97 gehen. Also beeile ich mich, um die letzte U-Bahn zu bekommen (die fahren nämlich abends blöderweise gar nicht so lange). Doch kaum bin ich zwei Minuten draussen, fängt es plötzlich aus dem Nichts zu schütten an. Ich bin natürlich gut ausgerüstet und hab keinen Regenschirm dabei. Also kurz irgendwo unterstellen bis das Gröbste vorbei ist ... die U-Bahn erwisch ich dann zum Glück auch noch!

Die Bar ist richtig schick, mit mehreren abgetrennten Ebenen bzw. Räumen und unterschiedlicher Musik. Ein bisschen Salsa mit Liveband, hauptsächlich aber House. Es sind extrem viele Westliche in der Bar (so viele hab ich in Shanghai noch nicht auf einem Fleck gesehen!), bei der Live-Band ist der Altersschnitt so bei 50 oder 60 Jahren... ansonsten sind aber viele Jüngere unterwegs. Eigentlich könnte man meinen, irgendwo auf der Welt in einem Club zu sein – auch die Preise sind dementsprechend. Wenn man dann aber die schmächtigen alten chinesischen Herren in Uniform sieht, die als Security fungieren sollen, weiß man sofort, dass man irgendwo in China ist ...