27. April 2007

Typische Erlebnisse auf meinem Weg zur Arbeit

Normalerweise brauch in von Tür zu Tür etwa 30 Minuten ... und während dieser Zeit ist einiges los:

Noch im Compound: eigentlich stehen immer irgendwo ältere Frauen oder Männer rum, die grad die ersten Neuigkeiten austauschen oder schon vom ersten Einkauf zurückkommen ... meist haben sie dann irgendwelches Gemüse dabei, das es an jeder Straßenecke gibt, aber ab und an sieht man schon mal ein Huhn (mit allem außer Federn ... das wird dann auch alles gegessen – von den Füßen bis zum Kopf!!) in der Plastiktüte. Alles andere will ich gar nicht wissen.

Vorbei an ein paar Wachmännern in Uniform, und ich bin auf der Straße. Klar ist dort schon die Hölle los, wie immer und überall. Dann heißt’s erst mal warten an der Ampel. Mit zig anderen. Erst fahren mal die Busse und Taxen vor der Nase vorbei, weil die am schnellsten sind.... kurze Zeit später kommt eine Traube von Motorrollern, und dann das gleiche nochmal mit Radfahrern. So, endlich die Ampel grün, das heißt aber noch lang nicht, dass man einfach so über die Straße kann. Da fahren schon mal noch Rad oder Roller über die rote Ampel, außerdem haben die Rechtsabbieger Vorfahrt – und die bremsen auch nicht. Spätestens in der Straßenmitte besteht Lebensgefahr – die Linksabbieger kommen. Busse bremsen grundsätzlich nicht, die geben eher noch Gas. Taxen schlängeln sich irgendwie durcht die Fußgängermassen, genauso wie die Roller und Radfahrer. Puh, geschafft – fast. Da kann immer noch ein Radfahrer von der Gegenseite kommen – Falschfahrer also... Endlich wieder auf dem Gehsteig.

So gehts dann ein paar Minuten, vorbei an kleinen Läden und Restaurants, wo sich Schlangen bilden, um die begehrten Teigtaschen zu bekommen. Und da der Gehsteig meistens zu eng ist, gehen eben die Leute auf der Straße (ok, die ist nicht ganz so breit). Man muss halt bisschen aufpassen auf die Autos, Roller, Fahrräder, Karren und was sich da so alles bewegt. Plötzlich ist dann ein riesiger Radabstellplatz mitten auf dem Gesteig ... naja, dann nochmal eine Straße überqueren (s.o.), und schon strömen die Menschenmassen aus dem U-Bahn-Ausgang. Und es sind wirklich Massen, die nicht aufzuhören scheinen. Man schlängelt sich also zwischen den Leuten nach unten, und zum Glück fährt alle 2 Minuten oder so eine U-Bahn. Die ist natürlich immer voll, aber irgendwie quetscht man sich schon rein (oder wird gequetscht). Tür zu, los gehts. Schlimm wird’s dann an der nächsten Haltestelle, dort steht dann an jeder Tür einer, der die Leute hineinschiebt – in die eh schon übervolle U-Bahn. Und draußen stehen immer noch Menschen für ein paar weitere Bahnen... naja, so steht man da und kann sich nicht mehr bewegen, bis dann eben die Haltestelle kommt, an der man glücklicherweise wieder raus darf. Dann erst mal anstehen an der Rolltreppe, dann nochmal an der Schranke am Ausgang und dann wirds erst mal ruhiger. Am Aufgang putzt eine Putzfrau regelmäßig mitten zwischen den Leuten die Treppe – das bringt auch richtig viel zur Rush Hour. Draußen warten dann auf dem kompletten Weg zum Bürogebäude überall junge Chinesen mit ihren Flyern. Manche sehen schon, dass ich das alles nicht lesen und verstehen kann, andere auch wieder nicht ...

Dann endlich an unserem Tower, die Taxen stehen hier in 3er-Reihen und liefern die Mitarbeiter ab. Die Einweiser diktieren die Autos fleißig rum, einige Putzfrauen putzen Boden, Glastüren – bringt auch ziemlich viel um diese Uhrzeit. Dann anstellen am Aufzug – obwohl es für den Bereich bis zum 18. Stock (wo ich arbeite) sieben Aufzüge gibt, sind die natürlich voll. Durchschnittlich bleiben wir dann auch in jedem Stockwerk stehen, wo durchschnittlich ungefähr jeweils eine Person aussteigt. Aber man hat ja Zeit ... Zeit, um auf dem Monitor (den es so ungefähr in jedem Aufzug und auch Bus in ganz Shanghai und wahrscheinlich China gibt) einen Werbespot nach dem anderen anzuschauen. Man hat ja sonst nix zu tun.

So, angekommen! Und so geht das jeden Morgen. Langweilig nennt man was anderes! Aber dann hat man den Arbeitstag noch nicht überstanden, während dem man unzähige Handys im Großraumbüro klingeln hört – man stelle sich die bescheuertsten Klingeltöne in Deutschland vor und steigert das ganze dann noch um ein Vielfaches. Jeden Tag laufen mehrere Putzfrauen durch die Schreibtischreihen, putzen, saugen, ... auf der Toiletten (wo immer super beruhigende Musik läuft) wird sowieso irgendwie nach jeder Person geputzt, aber es gibt ja genug Menschen hier die Arbeit brauchen...

Dann wird erst mal gearbeitet ... und abends geht’s dann natürlich wieder nach Hause – aber zum Glück nicht mehr in der Rush Hour, es ist also alles ein bisschen ruhiger und nicht ganz so voll (was für deutsche Verhältnisse aber noch immer voll heißt).

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