16. April 2007

Ein Wochenend with the best food ever und viel Spaß und kleinen Abenteuern in Hangzhou

Und das war auch mehr als überfällig nach einer relativ stressigen Woche in der Arbeit. Los geht’s Freitag Abend nach der Arbeit (ja, hier wird regelmäßig bis 19 Uhr gearbeitet), Ziel ist ein Restaurant in der Innenstadt – Teppanyaki-Essen (japanisch, für die, die’s nicht wissen)!! Wer’s einmal gemacht hat kommt glaub ich nicht mehr davon weg ... es ist einfach klasse. Wir sind 10 Leute, sitzen um den „Herd“, also eine Stahlplatte, wo vor unseren Augen die leckersten Sachen gebraten werden. All you can eat and drink für 17 €, da haut man schon mal rein! Alle möglichen Fleischsorten, Meeresfrüchte, gebratenes Gemüse, Sushi, Sake, Bier ... da schlägt man sich den Magen schon mal voll! Vor allem kann man nicht aufhören mit Essen, denn es schmeckt WIRKLICH hammer-gut! Und dann noch das Ambiente – es wird vor den Augen gekocht (und der Typ versteht was von seinem Handwerk!!), immer wieder nachbestellt, und natürlich tut der Sake das Übrige... Am Ende kugeln wir mehr als wir laufen, eigentlich ist schon ein Bierchen in der nächsten Bar zuviel. Aber da muss man wohl durch...

Später als gedacht geht es nach Hause – und früher als gewollt aus dem Bett. Der erste Trip steht auf dem Programm, Ziel ist Hangzhou, ca. 2 Stunden mit dem Zug von Shanghai entfernt. Doch allein schon bis zum Bahnhof bin ich mit zweimal Umsteigen fast 45 min. unterwegs. Es ist einfach alles viel zu riesig hier!

Dort treff ich dann die anderen und zu sechst (alles deutsche Praktikanten hier: Geli, René, Dominik, Carlos, Thomas, Manuel und ich, kennengelernt am Sonntag vorher beim deutschen Stammtisch...) machen wir uns auf den Weg in den Zug (allein der Bahnhof ist schon ein Wahnsinn!!). Mit ICE-Standard fahren wir durch ödes Gebiet, außer häßlichen Blockbauten sieht man nicht wirklich viel. Bei der Ankunft sehen wir (natürlich) erst mal nur Menschen – diese Massen kann man sich gar nicht vorstellen!

Die Stadt selber ist dann erst mal gar nicht interessant, nur Betonklötze. Aber die wollen wir auch nicht sehen, sondern den berühmten West Lake, wegen dem Touristen aus dem ganzen Land kommen und für den die Stadt berühmt ist. Leider ist es etwas bedeckt, aber egal. Endlich Natur!

Plan ist also, gemütliches Mittagessen am See. Sieht auch erst ganz gut aus, nette Restaurants, Preise ok ... aber das denken wir auch nur bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Gerichte sehen. Das sind eher Häppchen als irgendwas anderes, außerdem nicht wirklich lecker... naja, war wohl ein Reinfall. Dann müssen wir eben abends in die „Fressmeile“ der Stadt! Aber erst mal zu Starbucks und den Magen mit einem Muffin füllen...

Nächstes Ziel: unsere Jugendherberge, um Gepäck abzuladen und ein paar Infos zu bekommen. Problem: es gibt anscheinend viel zu wenige Taxis in Hangzhou. Nach einer Weile kommt dann ein Großraumtaxi vorbei, der gleich mal 6 oder 7 € verlangt – damit kommt man durch halb Shanghai!! Wir sagen, maximal 3 oder 4, das will er aber nicht, also wieder zurück auf die Straße ... er fährt weiter, aber nur ein paar Meter, bleibt stehen, zieht seine Karte raus und sucht erst mal, wo wir denn eigentlich hinwollten. Er steigt aus, schon ist der Preis niedriger, aber immer noch zu teuer... er steigt wieder ein, nach einer Weile wieder aus – und wir fahren für 4 € ... geht doch! Ok, auskennen tut er sich nicht wirklich, aber welcher Taxifahrer in China tut das schon?! Am Ufer des Sees entlang, vorbei an einer Pagoda auf einem Hügel – und einigen „Reproduction“-Shops – was da wohl reproduziert wird?! ;-)

Nach einigen Umständen und Anrufen in der Jugendherberge finden wir dann fast hin, der Besitzer holt uns an einer Bushaltestelle ab ... und schon sind wir da. Es ist überhaupt nicht das, was wir uns erwartet haben – die Jugendherberge ist nagelneu, super eingerichtet und ausgestattet! Da lässt es sich leben! Wir haben ein 10-Bett-Zimmer zu siebt mit eigenem Bad. Welch Luxus! Naja, chinesisch ist es dann doch ein bisschen – erst mal Tee vor dem Einchecken, und nach ein oder zwei Stunden haben wir dann auch endlich den Schlüssel!

Also, ab an den See! In der Jugendherberge haben sie uns einen Weg empfohlen, der nicht ganz so überlaufen ist, doch den finden wir leider nicht. Also eben dorthin, wo die unzähligen chinesischen Touris auch laufen... Aber zum Glück ist es abseits der „Hauptverkehrsstraße“ schon viel ruhiger. So viele Bäume, so viel grün, reine Luft, Stille – diese Seite China’s kennen wir noch gar nicht! Mitten durch den See führt eine Straße, rechts und links im Wasser sieht man Boote, einige touristisch, die anderen sehr traditionell. Überall blühen Blumen, einfach schön! Am Ende finden wir dann auch noch ein Plätzchen, wo wir fast allein sind und genießen die Ruhe...

Doch dann packt uns der Hunger und es muss endlich was Essbares her. Mit dem Taxi geht es also in die Altstadt, in die im Reiseführer beschriebene Fressmeile. Wir steuern dann auch gleich ein empfohlenes chinesisches Restaurant an, anscheinend das beste der Stadt. Deshalb ist auch einiges los, also anstellen ... währenddessen nehmen die Bedienungen schon mal die Bestellung auf, das muss hier alles schnell gehen!! Endlich sind wir dran, werden in den 3. Stock geschickt, der Tisch wird ruckzuck abgeräumt und genauso schnell wieder gedeckt – und schon steht das Essen auf dem Tisch. Und ich sag euch, es ist das Leckerste, das ich bis jetzt gegessen hab (obwohl ich bis jetzt immer gutes Essen hatte)!!!! Da wir in China sind, sitzen wir an einem runden Tisch, in der Mitte ist eine Platte, auf dem das Essen nach und nach serviert wird und die man drehen kann – also jeder bedient sich von jedem Teller. Ich weiß nicht, wie viele Gerichte wir hatten, auf jeden Fall zu viele!! Und dann die Rechnung: jeder bezahlt am Ende 5 € - unvorstellbar... Der Spaß kommt auch nicht zu kurz an dem Abend – erst verdrehen die chinesischen Bedienungen noch jedesmal die Augen, wenn wir mal wieder ein Gericht oder ein Bier nachbestellen ... die laufen (!!) dann die Treppe runter, wieder rauf ... und das den ganzen Abend; klar machen wir uns da einen Spaß draus und beklatschen sie dann auch mal, machen Fotos ... und die finden das alles klasse. Am Ende sind wir das Highlight des Tages – und versuchen dann natürlich das Unmögliche: einen Tisch für den nächsten Abend zu reservieren. Aber denkste, nichts ist unmöglich in China, mit ein bisschen Verhandeln geht alles. Auf ein Neues am Sonntag!

Doch erst mal noch einen kleinen Verdauungsspaziergang und auf ein Bierchen, bevor es zurück in die Herberge geht. Da wir natürlich keinen Plan haben, laufen wir mehr oder weniger planlos durch die Straßen, fragen ein paar Taxifahrer, die uns eigentlich sagen wollten, dass es gleich um die Ecke ist – aber sprechen wir chinesisch??!! Also lassen wir uns 3 Minuten kutschieren – kostet ja nix. Ok, es ist nicht der tollste Schuppen, die Musik ist auch nicht der Wahnsinn – aber stört uns eigentlich nicht. Bekommen gleich die tollste Sitzecke im ganzen Club mit privater Bedienung – nicht übel! Wir verstehen zwar nicht, was der uns verkaufen will, deswegen mal auf Nummer Sicher und Bier... Später will er uns dann wieder was verkaufen und deutet immer auf eine blöde Whiskey-Flasche – naja, versuchen kann man es ja mal. Klar, wir bekommen keinen Whiskey sondern 12 Flaschen Bier – das hießen also die Zeichen und die paar Nummern... und es war ein Angebot. Vorteil, wenn man lesen kann!

Die Nacht ist angenehmer als gedacht, schließlich schläft man hier auf Holzlatten und dünner Auflage. Aber da wir mehr Betten haben als Leute, gibt’s für jeden noch eine zusätzlich Unterlage, und es ist fast wie im normalen Bett – was will man mehr für 5 €?! Frühstück haben wir natürlich auch rausgehandelt, doch es ist dann etwas anders als erwartet ... es dauert ewig, jeder Kaffee wird einzeln serviert, dann Spiegelei, Speck – doch wo bleibt der Toast?! Ja, wir haben westliches Frühstück bestellt, denn gebratene Nudeln am Morgen?? Naja, der Toast kommt dann eine Stunde später ;-)

Und endlich geht es los. Leider können wir uns nur 4 Fahrräder ausleihen, aber geht schon für den Anfang. Wir finden dann auch noch ein 3 mehr. Sind nicht der Wahnsinn, aber fahren. Also erst mal an der Hauptstraße entlang, durch einen Tunnel – soviel ungesunde Luft hab ich noch nie im Leben geatmet glaub ich!! Und schon ist das erste Rad kaputt... ein Pedal fällt ab. Na toll. Also stehenbleiben. Und da Chinesen überaus nett sind, versuchen sie alles. Blöderweise stehen wir an der Einfahrt zu einem Teemuseum oder so, also werden busweise Touris angekarrt. Natürlich chinesische oder japanische oder so... schon aus dem Bus werden wir fleißig fotografiert (wann sieht man schon 7 deutsche auf einmal??). Dann steigen die auch noch alle aus, und los geht das Fotoshooting. Is ja ganz lustig am Anfang mit den Kids, aber dann will plötzlich jeder – ok, es nervt!

So, nach erfolglosen Versuchen der Reparatur lots uns ein Chinese mit seinem Roller ins nächste Dorf, in eine super-winzige Reparaturwerkstatt, die ca so groß ist wie ein kleines Badezimmer. Für 50 Cent ist das Pedal wieder dran, weiter gehts. Aber leider nur 5 min., schon ist es wieder locker. Also nochmal zurück, wieder reparieren lassen... wir fahren inzwischen in ein Teefeld neben der Straße und helfen den Chinesinnen beim Teepflücken – es sieht dort wirklich so aus, wie man es im Fernseher sieht. Teesträucher, dazwischen die Chinesen mit ihren gelblichen spitzen Hüten und dem Teekorb – sehr sehr nett!

Dann geht es endlich weiter. Wir fahren eine Zeit lang durch den Wald, bis wir endlich zur Hauptattraktion Hanzhous kommen: dem Lingyin Tempel. Natürlich sind hier wieder Touristen, aber das ist eben so in China. Zuerst also Eintritt zahlen für den Park. Wenn die Tourigruppen mit ihren orangen Kappen und Lautsprechern nicht wären, wär es echt auszuhalten hier! Dann sind wir endlich bei der Anlage – und sie ist riesig!! Natürlich nochmal Eintritt zahlen, aber es lohnt sich. Es sind nicht mehr so viele Leute, aber dafür umso mehr Räucherstäbchen. Die werden dann in ziemlich großen Mengen an den Feuern angezündet und damit gebetet. Die Tempelanlage ist an einen Hang gebaut, hinter den riesigen Gebäuden mit den überwältigend großen Statuen kommt immer noch einer! In einem der Tempel sehen wir singende Mönche.

Genug gesehen, es geht mit dem Rad wieder zurück an den See, dort wo nicht so viele Touris sind. Die Gärten sind sehr schön angelegt, viele Blumen, grün ... Kinder lassen Drachen steigen. Nach einem Eis auf der Wiese schieben wir das Rad am Ufer entlang und genießen die Ruhe – das kann so schön sein nach der Hektik in der Großstadt!

Aber dann müssen wir auch schon wieder zurück, auschecken, Fahrräder zurückgeben und dann möglichst schnell wieder in die Stadt ins Restaurant. Doch blöderweise ist natürlich kein Taxi zu bekommen. Dann eben Bus. Wir wissen natürlich nicht, welchen, aber Fragen kostet ja nix. Und die verstehen uns sogar! Der Bus wird immer voller – und wir haben natürlich keine Ahnung, wo unsere Haltestelle ist... und natürlich sind wir eigentlich schon viel zu spät dran. Das Restaurant ruft an – aber natürlich auf chinesisch. Ein paar Leute im Bus übersetzen dann ... die anderen sagen immer irgendwas von 4 – bis einer dann endlich sagt, dass wir jetzt in der betreffenden Straße sind, wo wir hinwollten – er wollte also sagen, noch 4 Haltestellen bis hier hin. Aaaaahhhhh!!! Also noch schnell die Querstraße sagen (inzwischen kann man sich nicht mehr bewegen im Bus), anscheinend noch 2 Haltestellen – und es stimmt wirklich. Es ist eine Qual, aus dem Bus zu kommen, aber wir haben überlebt! UND sind richtig angekommen!

Kurz bevor wir im Restaurant ankommen, fängt es zu regnen an – genau zum richtigen Zeitpunkt nach einem traumhaften Tag. Im Restaurant werden wir schon empfangen und vorbei an den wartenden Leuten zu „unserem“ Tisch gelotst ... um im Spalier mit Applaus von den Bedienungen empfangen – schönes Gefühl, sag ich ;-)

Das Essen ist natürlich wieder der Wahnsinn, wie am Tag vorher ein riesen Spaß. Inzwischen schüttet es und wir wollen uns zum Bahnhof ein Taxi bestellen lassen. Natürlich wird keins bestellt, die versuchen dann, als wir endlich unten an der Tür sind, eins von der Straße zu holen (was bei Regen so gut wie unmöglich ist). Also marschieren wir los, um den Zug nicht zu verpassen... so weit ist es dann auch wieder nicht. Und gut für die Verdauung. Wenn schon der chinesische Schnaps (was es auch immer war) nicht hilft! First Class wieder zurück nach Shanghai, wo wir von dem Taxifahrer (die U-Bahn fährt natürlich nicht mehr!) gleich mal saftig beschissen werden (der Taxometer läuft ca. doppelt so schnell wie normal), also steigen wir aus, zahlen nur die Hälfte – und der meckert nicht mal – der wusste genau, was er macht... Das nächste Taxi bringt uns dann zum normalen Tarif zurück ... zurück in die zubetonierte, lärmende Stadt. Nach Hangzhou geht es sicher nochmal – und spätestens zur Expo 2010 in Shanghai, wenn wir uns wieder treffen und in „unser“ Restaurant nach Hangzhou zum Abendessen fahren...

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