Nächste Aufgabe: Hostel finden. Dank guter Wegbeschreibung gar nicht so schwer, aber doch anders als sonst: an der Tankstelle SK1 gerade aus, an der Tankstelle SK2 rechts abbiegen, an der dritten Kreuzung nach links, gleich wieder rechts an der Werkstatt mit der Leuchtreklame, dann beim Friseursalon nochmal links. In Seoul gibt es nämlich nicht für jede Straße einen Namen, und wenn dann weiß ihn keiner... Wir wohnen in einem sehr netten Hostel inkl. Frühstück, Internet und allem was man braucht. Und man zieht die Schuhe vor der Tür aus. Wie anscheinend überall in Korea.
Also los in die Stadt. Schon von Anfang an fallen uns diese Minihäuser auf. Nur ein paar Stockwerke, man sieht nur sehr wenige Hochhäuser (und die würden in Shanghai nicht mal auffallen, weil sie so klein sind). Mit der Metro gehts in die Innenstadt – ah, auch ein Metrosystem gibt es hier! Verglichen mit den mickrigen vier Linien in Shanghai ist der Metroplan Seouls erst einmal verwirrend... und die Metro ist so leer! Als wir auf den Seoul City Bus warten, mit dem wir eine Tour durch die Stadt starten wollen, werden wir von einem Obdachlosen angepöbelt, und zwar ziemlich penetrant. Nach einiger Zeit kommt dann auch ein Polizist vorbei (davon laufen hier mehr als genug rum!) – und drückt den Mann erst mal auf den Boden. Ein Passant mit Gipsarm hilft ihm dabei dann auch noch, als er nicht stillhalten will. Nach einiger Zeit lässt er ihn wieder los, doch der Pöbler kann sich erst mal nicht mehr bewegen. Das hat wohl gewirkt! Als er wieder aufstehen kann folgt er schön artig aufs Polizeirevier...
Endlich kommt dann auch unser Bus. Erster Halt ist das koreanische Kriegsdenkmal – dort wird mit viel Aufwand ziemlich viel Kriegsmaterial ausgestellt: Panzer, Raketen, Flugzeuge usw... Und überall ist das Militär unterwegs.
Leider fährt uns der nächste Bus vor der Nase weg, und leider kommt auch in den nächsten 2 Stunden keiner. Wir haben also viel Zeit, den Verkehr zu beobachten ... Da es doch schon sehr spät ist, schnell zurück ins Zentrum und zum Nanta Theater, wo wir uns eine eher modern-koreanische Aufführung anschauen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, und es hat sich gelohnt. Die Trommelshow ist sehr gut inszeniert und auf jeden Fall unterhaltsam!
Wir spazieren noch etwas durch das sehr nobel wirkende Kulturviertel, bevor wir uns aufmachen ins Studentenviertel.
Nach einer kurzen Nacht machen wir uns auf den Weg zum Highlight des Wochenendes: wir nehmen an einer Tour zur Grenze zwischen Nord- und Südkorea teil. Im Businessoutfit (wg. der Kleiderordnung) heißt es zum ersten Mal vor dem Einsteigen in den Bus Ausweisekontrolle. Und das war lange nicht die letzte. Mit Bus und Reiseführung (alleine darf man dort natürlich nicht hin) fahren wir etwa eine Stunde bis wir an der demilitarisierten Zone (DMZ) ankommen. Ausweisekontrolle am Checkpoint. Koreaner kommen hier übrigens i.d.R. nicht rein, außer sie warten ein paar Monate und haben eine makellose Vergangenheit... Die Zone ist auf jeder Seite der eigentlichen Grenze 2 km breit – und ein ökologischen Paradies, da dort nur sehr wenige Leute mit einem speziellen Status leben. Ein Großteil ist vermient. Erster Stopp ist der dritte der vier gefundenen Tunnel, der von Nordkorea gegraben wurde und wohl zum Einmarsch nach Südkorea dienen sollte. Mit einer kleinen Bahn fahren wir 70 Meter unter die Erde und können in einem Teil des 1,6 km langen Tunnels bis zur ersten Absperrung gehen. Wieder oben angekommen, können wir nach einem nach unserer Meinung ziemlich propagandistischen Film durch das kleine aber sehr interessante DMZ Museum gehen, wo die Vergangenheit Koreas und verschiedene Zwischenfälle dokumentiert sind. Und schon geht es weiter zu einer Observationsstation, von der aus man einen guten Blick auf die DMZ und nach Nordkora hat – wenn gutes Wetter ist. Leider ist es an diesem Tag etwas diesig. Nächster Stopp ist Dorasan Station, der letzte Bahnhof vor Nordkorea. Alles ist noch ziemlich neu, doch es fahren anscheinend schon Züge nach Nordkorea.
Zurück im Gebäude heißt es erneut in Zweier-Reihen aufstellen und in der Gruppe wieder hinaus – zu dem Gebäude, in dem in den 50er Jahren die Verhandlungen zwischen Nord- und Südkorea staatfanden.
Zügig wieder zurück zum Bus und weiter. Unter Militärbegleitung und unserem GI-Reiseführer fahren wir noch vorbei an der Bridge of no Return und an der Stelle, wo der Axe Murder Zwischenfall stattfand, bei dem zwei amerikanische Soldaten getötet wurden. Von weiteren Punkten hat man einen Blick auf die beiden „Propaganda-Städte“ auf beiden Seiten: die südkoreanische ist bewohnt (man hat hier super-Sonderstatus und darf hier nur unter bestimmten Bedingungen wohnen oder hineinheiraten), die nordkoreanische ist angeblich eine Geisterstadt. In beiden steht ein riesiger Mast mit den entsprechenden Flaggen – wobei der nordkoreanische höher ist... Und damit geht die sehr interessante und auf jeden Fall lohnenswerte Tour zu Ende. Ein einmaliges Erlebnis, das schon ab und zu etwas mulmige Gefühle aufkommen ließ!
Zurück in Seoul fahren wir Richtung Business District, von wo aus unsere Fähre ablegt, mit der wir uns Seoul bei Nacht vom Fluss aus anschauen wollen.
Die Bootsfahrt ist dann auch sehr entspannt. Natürlich ist die Skyline nicht sehr spektakulär, wenn man die von Shanghai vor der Haustür hat. Aber trotzdem nett. Den Abend lassen wir dann bei einem gemütlichen koreanischen Barbecue ausklingen – ok, die konnten ausnahmsweise mal kein Englisch.
Am Sonntag regnet es vormittags leider, aber da wir unsere Bustour fortsetzen, stört uns das nicht unbedingt. Nur leider ist die Sicht vom Seoul Tower, der auf einem Hügel steht und eigentlich einen tollen Blick auf die Stadt bietet, nicht wirklich gut. Aber man kann nicht alles haben. Doch pünktlich zur Tour durch den größten Palast Seouls ist das Wetter wieder gut. Und der Palast ist wirklich groß. Ein Gebäude reiht sich an das nächste – die haben es sich schon gutgehen lassen! Wir nehmen eine kostenlose Reiseführung, was gar nicht schadet, um zumindest einen kleinen Background zu haben.
Als nächstes zieht es uns nach Insadong, einem traditionellen Viertel mit unzähligen kleinen netten Läden – und alles ist so gepflegt und sauber! An einigen der kleinen Straßenständen probieren wir koreanisches Essen ... mmmhhhmmm!
Und dann ein anderes Highlight Seouls: Ein riesengroßer Markt, Myeongdong Market. Keine Ahnung wie viele Straßen und Geschäfte der umfasst, es sind auf jeden Fall mehr als genug. Ein Shoppingparadies für jedermann. (Aber im Gegensatz zu Shanghai kein „watch, bag, DVD“ alle 5 Meter. Richtig relaxtes Shopping ... Und dann müssen wir uns langsam wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Ein tolles und so ganz anderes Wochenende geht leider viel zu schnell zu Ende. Und für alle, die denken, Asien ist Asien: nein, ist es nicht. Korea ist sehr sehr anders als China. Und Seoul ist auf jeden Fall lebenswert (soweit man das nach 3 Tagen beurteilen kann). Eine Stadt, die sich entwickelt, und wo nicht alles alte abgerissen wird und durch glitzernde Bürogebäude oder unschöne Wohnblocks ersetzt wird. Schön, es gesehen und erlebt zu haben. Cooler Trip!! Achja: Angenehm, wieder die eine Sprache zu hören, in der man zumindest einiges versteht und sagen kann ;-)
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